Deutschland

Ernst Schweninger: Auf Reisen mit dem Promi-Arzt ins Abenteuer Europa!

Am 18. Mai 2025 um 14:00 Uhr veranstaltet das Stadtmuseum Neumarkt eine besondere Führung zum Internationalen Museumstag. Diese Führung beleuchtet die Sonderausstellung „Ernst Schweninger – Der Promi-Arzt des deutschen Kaiserreiches“. Die Ausstellung thematisiert nicht nur das Leben und Werk des berühmten Arztes, sondern insbesondere auch seine große Leidenschaft für das Reisen in ferne Länder. Neumarkt aktuell berichtet, dass Schweninger das ausgebaute Eisenbahnnetz des 19. Jahrhunderts nutzte, um Städtereisen zu unternehmen, wobei er oft Patientenbesuche mit seinen Reisen verband.

Bereits im Alter von 22 Jahren besuchte Schweninger eindrucksvolle Orte, wie den Gardasee, Genua, Nizza und Genf. Ein Jahr später erhielt er ein Stipendium, das ihm ermöglichte, Forschungssemester in Wien und Straßburg zu verbringen. Nach dem Tod von Otto von Bismarck begleitete er wohlhabende Patienten und Freunde auf ausgedehnten Reisen durch Europa, die bis zum Nordkap und bis nach Capri und Istanbul reichten.

Ein Blick auf Schweningers Lebensstil

Nach seiner Heirat im Jahr 1898 mit Magdalena von Moltke, geschiedene von Lenbach, wurden Aufenthalte an der französischen Riviera fester Bestandteil seines Reiseprogramms im Frühjahr. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzte Schweninger und seinem leidenschaftlichen Reiseleben ein jähes Ende. Dies stellte für ihn einen erheblichen Rückschlag dar, der seine Mobilität stark einschränkte.

Im Kontext der damaligen Reisegewohnheiten ist es interessant zu beachten, dass Reisen im 19. Jahrhundert für eine breite Bevölkerungsschicht unerschwinglich waren. Laut einem Artikel über Alltagsleben und Reisen im Deutschen Historischen Museum war das Reisen bis ins 20. Jahrhundert vor allem privilegierten Schichten vorbehalten. DHM beschreibt, dass nur wenige Menschen Urlaubstage und die finanziellen Mittel hatten, um zu verreisen. Der Begriff „Tourist“ tauchte erst in den 1830er Jahren im deutschen Sprachraum auf, wobei er zunächst vornehme Reisende ohne festes Ziel bezeichnete.

Die Entwicklung des Reisens und die Rolle von Schweninger

Zudem ist hervorzuheben, dass die ersten Reisebüros in Deutschland erst 1863 in Breslau eröffnet wurden und die Entwicklung touristischer Infrastrukturen erheblich zur Popularisierung des Reisens beitrugen. Während Schweningers Reisen stark von einem gesellschaftlichen Rahmen beeinflusst waren, stapelten sich die Möglichkeiten für gewöhnliche Arbeiter und Landwirte in einer eher begrenzten Form: Sie reisten häufig nur für Tagesausflüge oder Verwandtenbesuche.

Bis zum Ersten Weltkrieg hatten nur etwa zehn Prozent der Arbeiter eine gewisse Anzahl freier Tage im Jahr, was das Reisen für die Mehrheit weiterhin zu einem unerreichbaren Luxus machte. In diesem Licht erscheint Schweningers Erfahrung als „Promi-Arzt“ ein bemerkenswerter Kontrast zu den Normalbürgern seiner Zeit, die selten die Möglichkeit hatten, das Land zu erkunden. Der Unterschied in den Reisegewohnheiten verdeutlicht die sozialen Schichten und deren Zugang zu Bildung und Erholung im 19. und frühen 20. Jahrhundert.

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