
Die Zukunft des Tourismus im Harz steht auf der Kippe: Übernachtungszahlen sinken, der Fichtenbestand stirbt und viele junge Menschen verlassen die Region. Dies lässt sich laut HNA besonders gut in St. Andreasberg beobachten, einem früher beliebten Reiseziel, das heute von Leerständen geprägt ist. Der Mangel an Restaurants und Unterkünften führt nicht nur zu sinkenden Besucherzahlen, sondern macht die Region auch unattraktiver für Investitionen.
Die Übernachtungszahlen im Harz sind in den letzten Jahren signifikant gefallen. Während 2019 noch 3,95 Millionen Übernachtungen verzeichnet wurden, waren es 2023 nur noch über 3,8 Millionen. Im Jahr 2000 lag diese Zahl sogar bei über 4,6 Millionen. Klimatische Veränderungen, wie der Rückgang der Schneetage im Winter und zunehmende Trockenheit im Sommer, beeinflussen diesen Trend erheblich. Dies wird durch die Tatsache verstärkt, dass der Nationalpark Harz seit 2018 über 11.600 Hektar seines ursprünglichen Fichtenbestandes verloren hat und inzwischen 90% der Fichtenwälder abgestorben sind.
Klimawandel und seine Folgen
Die Probleme im Harzer Gebiet sind vielfältig. „Die Schneetage im Harz sind von 28,7 (1961-1990) auf 17,7 (1990-2019) gesunken“, erläutert eine Analyse, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die Region aufzeigt. Auch in Niedersachsen ist ein Rückgang der Schneetage von 57,1 auf 33,5 dokumentiert. Die Folge sind nicht nur Auswirkungen auf den Wintersport, sondern auch Herausforderungen für die gesamte Tourismusbranche, die rund 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursacht.
Dennoch gibt es Anzeichen der Hoffnung. Im Jahr 2024 konnte die kahlen Flächen im Harz um etwa 5.500 Hektar auf circa 14.800 Hektar reduziert werden. Fachleute sehen Chancen für eine positive Entwicklung, insbesondere durch die Förderung natürlicher Ökosysteme als Teil der Lösung für die gegenwärtigen Probleme. Zudem gibt es keine Anzeichen des Niedergangs in Wernigerode, wo finanzielle Mittel für touristische Einrichtungen bereitgestellt werden.
Nachhaltiger Tourismus als Chance
Um die Herausforderungen des Tourismus im Harz zu bewältigen, sind nachhaltige Mobilitätslösungen von zentraler Bedeutung. Dies wurde auch in einem Vortrag thematisiert, der sich mit den Schwierigkeiten der administrativen Gliederung im Harz und deren Einfluss auf den Tourismus auseinandersetzte. Die Bedeutung von Soft- und Slow-Tourismus, der sanfte Freizeitaktivitäten wie Wandern und Radfahren fördert, wird zunehmend erkannt. Ziel ist es, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren und das Gebiet als nachhaltiges Reiseziel zu etablieren.
Initiativen wie diese könnten entscheidend sein, um das Umweltbewusstsein der Besucher zu fördern und den Harz wieder zu einem attraktiven Ziel für Touristen zu machen. „Es ist wichtig, das Bewusstsein für nachhaltigen Tourismus zu schärfen“, so die Experten, die auf ein wachsendes Interesse der Teilnehmenden an klimaschonenden Angeboten hinweisen. Für die Zukunft ist die Etablierung eines ganzheitlichen, nachhaltigen Verkehrskonzepts erforderlich, um den Harz als wirtschaftlich stabilen und klimafreundlichen Tourismusstandort neu zu positionieren.
Die Herausforderungen sind nicht zu verkennen, doch mit gezielten Maßnahmen und einem gemeinsamen Engagement für nachhaltige Praktiken könnte der Harz vielleicht bald wieder aufblühen.