
Die Mönchsgrasmücke, ein weit verbreiteter Singvogel in Europa, fasziniert nicht nur Ornithologen, sondern auch die Wissenschaftler:innen am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie. Jährlich ziehen Millionen dieser Vögel im Herbst über den Kontinent in ihre Winterquartiere. Doch wohin genau führen die Wege dieser Vögel? Diese Frage bleibt trotz intensiver Forschung unklar. Laut ARD Mediathek zeigen Mönchsgrasmücken eine hohe Anpassungsfähigkeit in ihrem Verhalten, ihrer Nahrung sowie den Wander-Routen und -Zielen.
Eine aktuelle Studie unter der Leitung von Miriam Liedvogel untersucht das Zugverhalten der Mönchsgrasmücke in Detail. Hierbei kommen innovative Geolokatoren zum Einsatz, die am Rücken der Vögel angebracht werden. Diese Geräte zeichnen Lichtintensität und Wanderwege der Mönchsgrasmücken auf, was einen signifikanten Fortschritt in der Beobachtung dieser Vogelart darstellt. Während frühere Forschungen oft auf Experimenten mit gefangenen Vögeln oder unregelmäßigen Wiederfängen basierten, dokumentiert die neue Studie die Wanderungen von 100 einzelnen Mönchsgrasmücken und liefert damit präzisere Daten über ihre Routen.
Einblicke in das Zugverhalten
Die Studie zeigt, dass Mönchsgrasmücken im Herbst weit in den Süden ziehen, dabei tausende Kilometer zurücklegen. „Die Veränderungen in Landschaften und der Klimawandel beeinflussen das Zugverhalten der Vögel stark“, berichtet Max-Planck-Gesellschaft. Die Forschung identifiziert auch Zugscheiden in Europa: Während östliche Vögel nach Südosten ziehen, orientieren sich westliche Arten nach Südwesten.
Ein bemerkenswerter Faktor ist die Vererbung des Zugverhaltens durch die Eltern. Kreuzungen zwischen den west- und ostziehenden Mönchsgrasmücken zeigen eine intermediäre Orientierung in Richtung Süden. Diese intermediäre Zugrichtung zeigt sich in der Natur und ermöglicht es den Vögeln, trotz ökologischer Barrieren erfolgreich zu ihren Brutplätzen zurückzukehren. Interessanterweise ändert sich die Orientierungspräferenz innerhalb eines schmalen Gebiets von nur 27 Kilometern.
Winterquartiere und Frühjahrs-Rückkehr
Einige Gruppen von Mönchsgrasmücken ziehen im Winter sogar nach Norden und überwintern in Großbritannien. Seit den 1960er Jahren ist ein Anstieg der Mönchsgrasmücken zu verzeichnen, die in dieses kühle Winterquartier fliegen. Vermutlich sind milde Winter und die Zufütterung in Gärten Gründe für diese Veränderung. Diese überwinternden Mönchsgrasmücken kehren im Frühjahr etwa zehn Tage früher zu ihren Brutplätzen zurück als ihre Artgenossen, die im Süden überwintern.
Die Erkenntnisse aus diesen Forschungsarbeiten könnten den Grundstein für die Suche nach Genen legen, die das Zugverhalten der Mönchsgrasmücke beeinflussen. Es bleibt spannend, welche weiteren Geheimnisse über die faszinierenden Reisen dieser Vögel noch entschlüsselt werden.