
Am Sonntag, dem 19. Mai 2025, fanden auf den Kanarischen Inseln Proteste gegen den Massentourismus statt. Die Demonstrationen standen unter dem Motto „Canarias tiene un límite“ („Die Kanaren haben eine Grenze“) und wurden um 11 Uhr zeitgleich auf mehreren Inseln initiiert. Trotz der großen Mobilisierung gaben die Regierungsangaben eine Teilnehmerzahl von etwa 23.190 Menschen an, während die Organisatoren die Anzahl der Teilnehmer auf rund 90.000, einschließlich 300 in Madrid, schätzten. Auf Teneriffa versammelten sich gemäß den Organisatoren etwa 15.000 Menschen, während die Polizei nur 9.000 registrierte.
Auf Gran Canaria beteiligten sich laut den Organisatoren 5.000 Personen, auf Lanzarote waren es 2.000 Menschen. In den übrigen Inseln wie La Palma, Fuerteventura, La Gomera und El Hierro lag die Teilnehmerzahl jeweils bei weniger als 1.000. Die Plakate auf Teneriffa zeigten Slogans wie „Führend in Tourismus und Armut: die Sklaven Europas“ und „Für ein sauberes Meer, keine Verschmutzung mehr“. Diese Demonstration war bereits die dritte dieser Art seit 2024.
Forderungen der Demonstranten
Die Initiatoren der Proteste kritisieren, dass die Politik trotz der hohen Beteiligung ihre Forderungen ignoriere. Zu den wichtigsten Anliegen gehören ein nachhaltiger Wandel des Tourismusmodells, eine Kontrolle der Touristenzahl und ein Stopp illegaler Bauprojekte. Helena Espinosa von ATAN betonte die Überlastung der Inseln, während Felipe Ravina das ungebremste Bevölkerungswachstum und die Umsetzung illegaler Projekte anprangerte. Die Demonstranten forderten den Abriss von illegalen Bauten sowie ein Moratorium für Hotel- und Ferienwohnungen.
Weitere Forderungen umreißen verschiedene Aspekte wie ein Aufenthaltsgesetz, den Ausbau erneuerbarer Energien, den Schutz der Natur und die Einführung einer wirksamen Touristensteuer. Es besteht auch das Anliegen, Ökosysteme wiederherzustellen, Ernährungs- und Energiesouveränität zu fördern sowie Großprojekte abzulehnen.
Hintergrundinformationen
Der Massentourismus hat in den letzten Jahren zu einem massiven Anstieg der Besucherzahlen auf den Kanarischen Inseln geführt, wo im letzten Jahr rund 14 Millionen ausländische Touristen, vornehmlich aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden, begrüßt wurden. Dazu kamen etwa 2 Millionen Besucher vom spanischen Festland. Dies hat zwar eine bedeutende wirtschaftliche Relevanz, da der Tourismussektor rund 35% der Wirtschaftsleistung der Kanaren ausmacht und 40% der Arbeitsplätze bereitstellt, jedoch hat er auch zu sozialen und ökologischen Problemen geführt.
Die Kanarischen Inseln gelten als die zweitärmste autonome Gemeinschaft Spaniens, was die Debatten um den Massentourismus und dessen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bewohner intensiviert. Es ist zu beobachten, dass die Zahl der Proteste gegen den Tourismus in ganz Spanien in den letzten Monaten zugenommen hat. Die Bevölkerung der Kanarischen Inseln beträgt etwa 2,2 Millionen, was die große Anzahl der Protestierenden in einen klaren gesellschaftlichen Kontext einordnet.
Im Gegensatz zu den Angaben der Organisatoren zeigen Berichte von teneriffa-news und tagesschau jedoch unterschiedliche Teilnehmerzahlen, was auf eine Divergenz zwischen Polizeischätzungen und den Angaben der Veranstalter hinweist.