
Die Ostsee erfreut sich großer Beliebtheit unter deutschen Urlaubern. Im Jahr 2022 zählten die Ostsee-Inseln Rügen und Hiddensee etwa 1,4 Millionen Touristen. Doch das touristische Potenzial von Prora, einem historischen Komplex bei Binz, bleibt ungenutzt. Dieser ehemals geplante KdF-Komplex, dessen Bau 1939 aufgrund des Zweiten Weltkriegs gestoppt wurde, wird von Reisenden gemieden und hat in den vergangenen Jahren immer weniger Besucher angezogen. derwesten.de berichtet, dass die meisten Blöcke in Prora leer stehen.
Ursprünglich entworfen von dem Architekten Clemens Klotz, um günstigen Urlaub für deutsche Arbeiter zu ermöglichen, war die Anlage für insgesamt 10.000 Gästezimmer konzipiert, alle mit Meerblick. Allerdings blieb der Bau nach dem Krieg nicht unberührt: Die Rote Armee und später die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR nutzten das Gelände. Seit dem Jahr 1993 ist der Komplex öffentlich zugänglich, und 1994 wurde er unter Denkmalschutz gestellt. Pläne zur Schaffung eines modernen Ferienstandorts und zur Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus scheinen jedoch ins Stocken geraten zu sein. Die Entwicklung ist hinter den Erwartungen geblieben, und die Einrichtungen bieten nicht das gewünschte Willkommensgefühl. Probleme in der touristischen Infrastruktur sind evident.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Im Jahr 2024 meldete das Prora-Zentrum Insolvenz an, was die Perspektiven für die touristische Entwicklung weiter dämpft. Diese Herausforderungen spiegeln sich auch in der wirtschaftlichen Lage wider: Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Immobilien in Prora beträgt 5.741 Euro. Trotz dieser Schwierigkeiten gibt es dennoch positive Stimmen unter den Geschäftsinhabern. So zeigen sich zum Beispiel Mohammed Ali Abid, der Eis verkauft, und die Betreiber des Cafés „Patcus“ optimistisch bezüglich der zukünftigen Entwicklung.
Ein Zeichen für die Möglichkeiten des Standorts ist das Block III, wo sich die Museumsmeile Prora befindet, die verschiedene Museen beherbergt. Im Jahr 2001 wurde zudem das Dokumentationszentrum Prora eröffnet, welches sich intensiv mit der Geschichte des KdF-Seebades auseinandersetzt. Die Initiative Denk-MAL-Prora setzt sich aktiv dafür ein, die Geschichte des Ortes aufzuarbeiten und ein Bewusstsein für die früheren Nutzungstraditionen zu schaffen.
Zukunftsperspektiven
Die touristische Attraktivität Proras liegt nicht nur in der Erholung am Meer, sondern auch in der Vermittlung historischer Inhalte. Jährlich finden Sandskulpturen-Ausstellungen im Komplex statt, die viele Besucher anziehen und das Potential des Ortes widerspiegeln. Dennoch bleibt das anwachsende Gefühl des „Privat“-Charakters in den sanierten Gebäuden eine Herausforderung, die es zu überwinden gilt.
Prora hat sich von einem ursprünglich als Ferienort geplanten Komplex zu einem Ort gewandelt, der stark von seiner Geschichtsträchtigkeit geprägt ist. Die Frage bleibt, ob die notwendigen strukturellen und sozialen Änderungen realisiert werden können, um diesen einzigartigen Standort wieder zu einer gefragten Touristenattraktion zu machen. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein für die Zukunft Proras und seiner historischen Objekte.