
Die Mobilität in Europa steht vor einem grundlegenden Wandel. Eine aktuelle Umfrage von Hitachi Rail zeigt, dass fast die Hälfte der über 11.000 befragten Personen plant, in den nächsten fünf Jahren vermehrt die Bahn und weniger das Flugzeug zu nutzen. Dieses Umdenken könnte auch die Zukunft des Reisens im Kontinent maßgeblich beeinflussen. Über 70% der Befragten weltweit sind bereit, mehr öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, wenn diese besser vernetzt sind. Ein sich entwickelnder Trend, der den Bahnverkehr in Europa und Nordamerika zugutekommen könnte, während der Flugverkehr an Bedeutung verliert.
In einer Zeit, in der Klimaschutz und nachhaltige Mobilität immer wichtiger werden, gaben mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer an, auch bei höheren Kosten öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Aktuelle Statistiken zeigen, dass rund 29% der Fernreisen – das bedeutet Reisen von über 2,5 Stunden – bereits mit der Bahn erfolgen. Bemerkenswert ist, dass nur 2% der Befragten erwarten, in den nächsten fünf Jahren vermehrt zu fliegen. Deutlich mehr planen, ihre Autoreisen zu erhöhen, jedoch in einem Umfang von 50% weniger als bei der Bahn.
Forderungen nach Verbot von Kurzstreckenflügen
Ein jüngster Aufruf von 14 Umwelt- und Mobilitätsorganisationen verlangt sofortige Maßnahmen gegen Ultrakurzstreckenflüge. Diese Forderung, die sich an die Koalitionsgespräche zwischen SPD, Grünen und FDP richtet, erinnert an die Klimaschutz-Versprechen aus dem Wahlkampf. Das Ziel ist es, den Flugverkehr zu reduzieren, insbesondere wenn die Reisedestination in weniger als vier Stunden mit dem Zug erreichbar ist.
Jonas Asal von Robin Wood äußerte sich kritisch zu Ultrakurzstreckenflügen und bezeichnete den Flugverkehr als die klimaschädlichste Form der Mobilität. Werner Reh vom BUND hebt hervor, dass durch eine Reduktion der innerdeutschen Flüge um 50% jährlich rund 1,6 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden könnten. In diesem Kontext fordern auch viele Bürger ein Verbot von Inlandsflügen. Laut einer Forsa-Umfrage möchten etwa 50% der Befragten ein komplettes Verbot, um signifikante Fortschritte in der Klimapolitik zu erzielen.
Öffentliche Unterstützung und weitere Maßnahmen
Ein Gesetz zum Verbot von Kurzstreckenflügen, das bereits in Frankreich eingeführt wurde, wird in Spanien ebenfalls vorgeschlagen. In beiden Ländern befürworten mehr als doppelt so viele Befragte ein solches Verbot als dagegen sind. In der Bevölkerung zeigen 62% der Europäer und sogar 67% in Europa insgesamt Unterstützung für gesetzliche Maßnahmen, die Hochgeschwindigkeitszüge als Alternative zu Kurzstreckenflügen einschließen.
Zusätzlich sind viele dafür, dass neue Schieneninfrastrukturen durch höhere Steuern im Luft- oder Straßenverkehr finanziert werden. Damit könnte nicht nur die Bahn attraktiver werden, sondern auch die Abhängigkeit vom Flugverkehr reduziert werden, um den Klimazielen näher zu kommen. Tamara Hanstein von Attac fordert weitere Anreize zur Nutzung der Bahn, wie angepasste Reisekosten-Richtlinien für Behörden und Unternehmen.
Die aktuelle Umfrage von Hitachi Rail und die vielfältigen Forderungen der Umweltorganisationen verbinden sich zu einem klaren Bild: Die Zukunft des Reisens könnte in Europa zunehmend „grün“ und bahnorientiert werden.