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Nachhaltigkeit im Tourismus: Experten warnen vor Zertifikats-Wahnsinn!

Am 12. Juni 2025 fand in Palma de Mallorca der zweite Tag des eForums statt, das sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigte. Der Fokus dieser vierten Sitzung, die den Titel „Die positive Wirkung. Auf dem Weg zu einem regenerativen Modell“ trug, lag auf der Anpassung der Tourismusbranche an neue Anforderungen. Die Veranstaltung wurde von Paula Serra, der Generaldirektorin für audiovisuelle Medien der Grup Serra, eröffnet und von Alicia Mateos, Journalistin bei Ultima Hora, moderiert. Im Rahmen des Forums wurden drei Vorträge gehalten und eine Podiumsdiskussion mit kommunalen Führungskräften durchgeführt.

Ein zentraler Punkt der Diskussion war die Rolle von Zertifizierungen im nachhaltigen Tourismus. Jordi Castelló, ein Experte in diesem Bereich, machte deutlich, dass solche Zertifizierungen oft wenig Wirkung zeigen, wenn sie lediglich als Aufkleber verwendet werden. Er kritisierte die existierenden über 200 Zertifizierungen und deren tatsächlichen Wert und forderte eine stärkere Ausrichtung auf wissenschaftliche Daten sowie die Berücksichtigung ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Aspekte. Castelló nannte das Beispiel von Iberostar Wave of Change als vorbildlich.

Bewusstsein für nachhaltigen Tourismus

Estrella Díaz, Professorin für Marketing und Marktforschung, ergänzte die Diskussion mit Hinweisen auf Reiseziele, die wegweisende nachhaltige Maßnahmen ergriffen haben, wie die Azoren, Costa Rica und Neuseeland. Sie sprach aktuelle Probleme an, darunter die Lebensmittelverschwendung in Hotels, und präsentierte innovative Lösungen, etwa durch den Einsatz von Smart Data.

José Marcial Rodríguez, Inselrat für Tourismus, wies auf die Umstrukturierung des Consell de Mallorca hin, bei der die Fundación Mallorca Turisme in die Fundación de Turismo Responsable de Mallorca umbenannt wurde. Er betonte die Notwendigkeit der Sensibilisierung und die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für touristische Aktivitäten.

Die Podiumsdiskussion wurde eröffnet von Joan Monjo, Bürgermeister von Santa Margalida, der Probleme wie Hausbesetzer in Hotels und den Personalmangel ansprach. Dieser Forderte darüber hinaus Unterstützung von überkommunalen Verwaltungen zur Bekämpfung des Sandmangels an Stränden. Juan Antonio Amengual, Bürgermeister von Calvià, sprach über Überfüllung in touristischen Zentren und initiierte kommunale Projekte zur Verbesserung der Nachhaltigkeit, wie die Einführung intelligenter Bojen.

Herausforderungen und Lösungen

Mireia Ferrer, Bürgermeisterin von Capdepera, nannte das illegale Tourismusangebot ein großes Problem, das auch die Wohnungsproblematik beeinflusst. Sie plädierte für Strategien zur Saisonentzerrung. Martí March, Bürgermeister von Pollença, kritisierte theoretische Diskurse über Nachhaltigkeit, die nicht in wirksame Maßnahmen umgesetzt werden. Er forderte einen politischen Pakt für Nachhaltigkeit und sprach sich für Zugangsbeschränkungen für den Formentor aus.

Juan Luis González, erster stellvertretender Bürgermeister von Alcúdia, wies auf die bürokratischen Hürden hin, die der erfolgreichen Umsetzung von Maßnahmen im nachhaltigen Tourismus im Weg stehen. Er stellte die negativen Begleiterscheinungen des touristischen Erfolgs heraus, wie den Personalmangel und den Preisanstieg.

Immer mehr Menschen legen Wert auf Nachhaltigkeit bei der Urlaubsplanung. Nachhaltigkeitszertifikate im Tourismus bieten Orientierung für Reisende und Wettbewerbsvorteile für Unternehmen. Laut neue-touristik.de helfen sie, Aspekte wie Umweltfreundlichkeit, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu bewerten. Die Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit dieser Zertifikate sind entscheidend für die Wahl vertrauenswürdiger Anbieter.

Das Spektrum der Herausforderungen reicht von Greenwashing, bei dem Unternehmen versuchen, sich durch eigene Labels als nachhaltig darzustellen, bis hin zur Notwendigkeit der Verbraucheraufklärung über die Vielfalt der bestehenden Zertifizierungen. Eine transparente Kommunikation der Kriterien und die Anerkennung durch internationale Standards sind hierbei entscheidend.

Insgesamt zeigt das eForum in Mallorca, dass die Nachhaltigkeit im Tourismus eine zunehmend zentrale Rolle spielt und dass es drängender denn je ist, praktikable Lösungen zu finden, um den Herausforderungen in der Branche zu begegnen.

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