Flüsse als Lebewesen: Macfarlanes Kampf gegen die Zerstörung der Natur

Robert Macfarlane untersucht in seiner Reise die Lebenswichtigkeit von Flüssen und deren Bedrohungen durch den Klimawandel und Bergbau.
Robert Macfarlane untersucht in seiner Reise die Lebenswichtigkeit von Flüssen und deren Bedrohungen durch den Klimawandel und Bergbau. (Symbolbild/ER)

Flüsse als Lebewesen: Macfarlanes Kampf gegen die Zerstörung der Natur

Chennai, Indien - Der Einfluss des Klimawandels auf Flüsse und die Frage, ob Flüsse als Lebewesen betrachtet werden können, stehen im Mittelpunkt der neuen Untersuchungen und literarischen Werke. Robert Macfarlane thematisiert dies in seiner jüngsten Erzählung über die Faszination und die Herausforderungen von Flüssen weltweit. Er reist zu drei bedeutenden Flüssen: dem Rio Los Cedros in Ecuador, dem Ennore Creek in Indien und dem Mutehekau Ship in Kanada, wobei er die ökologischen und sozialen Bedrohungen untersucht, mit denen diese Gewässer konfrontiert sind. Nach seiner Beobachtung würden Menschen, die Erfahrung mit naturbelassenen Flüssen haben, wahrscheinlich mit „Ja“ auf die Frage antworten, ob Flüsse Lebewesen sind, eine Perspektive, die durch die Erfahrungen in stark belasteten und kanalisierten Flüssen Mitteleuropas hinterfragt wird.

Macfarlane beginnt seine Reise an den Quellen eines kleinen englischen Flusses, die im Sommer 2022 fast versiegt sind, und verknüpft seine Erlebnisse mit den globalen Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen. Der Po in Italien ist ein alarmierendes Beispiel, der nahezu ausgetrocknet ist. Der Autor zeigt die wichtige Rolle von Flüssen im Ökosystem und ihre historische Prägung der Landschaften, die jedoch durch menschliche Eingriffe zunehmend gefährdet sind.

Bedrohungen für Flüsse weltweit

Ein zentrales Augenmerk Macfarlanes liegt auf den Herausforderungen, vor denen Flüsse stehen. In Ecuador wird der Rio Los Cedros durch den wilden Bergbau bedroht. Die Verfassung des Landes enthält ein Recht auf Unversehrtheit und Lebendigkeit der Flüsse, doch internationale Bergbauunternehmen setzen diese Prinzipien unter Druck und gefährden nicht nur die Flüsse, sondern auch die umliegende Landschaft. Macfarlane dokumentiert die vielfältigen Lebensformen entlang des Flusses und die Gefahren, die durch den Bergbau drohen.

In Indien kämpft ein Flussaktivist in Chennai darum, die stark verschmutzten Flüsse der Stadt zu revitalisieren. Besonders der Cooum-Fluss, der als Kloake missbraucht wird, ist ein schlechtes Beispiel für den Zustand urbaner Wasserstraßen. Der Ennore Creek droht ebenfalls, als Industriekloake aus der Landkarte getilgt zu werden. Das traditionell angelegte System zur Wasserrückhaltung in Chennai finden unter dem Druck des modernen Wachstums zunehmend Schwierigkeiten.

Im Kontext dieser Bedrohungen reflektiert Macfarlane über die Auswirkungen der Zerstörung auf die ärmsten Bevölkerungsschichten, die direkt von der Verschmutzung und dem Rückgang der Wasserqualität betroffen sind.

Klimawandel und aquatische Biodiversität

Während Macfarlane die Literarität und Dramatik der Flussreisen einfügt, wird das Thema der aquatischen Biodiversität auch durch wissenschaftliche Studien beleuchtet. Ein Forschungsprogramm in der Schweiz untersucht den Einfluss der Erwärmung auf biologische Indizes der Wasserqualität. Daten, die von verschiedenen Programmen zur Biodiversitätsüberwachung in der Schweiz stammen, zeigen, dass Temperaturveränderungen die Artenverteilung und die Makroinvertebraten-Taxa in Fließgewässern beeinflussen.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass bei moderater Erwärmung, etwa von 2 °C, die biologische Zusammensetzung in den nächsten Jahrzehnten nicht stark betroffen sein wird. Dies könnte bedeuten, dass auch die Messung der Wasserqualität verlässlich bleibt, sofern extreme Wärmeereignisse ausbleiben. Die Herausforderungen, die der Klimawandel für die Flüsse und ihre Ökosysteme mit sich bringt, erfordern ein Umdenken und einen verstärkten Schutz der Wasserwege.

Insgesamt verdeutlicht Macfarlanes Reise und die begleitenden wissenschaftlichen Erkenntnisse die Bedeutung von Flüssen als essenzielle Elemente des Lebens auf der Erde sowie die dringliche Notwendigkeit, diese natürlichen Ressourcen zu schützen und zu revitalisieren.

Details
OrtChennai, Indien
Quellen