
Der Schweizer Tourismus zeigt kurzfristig positive Wachstumstendenzen und könnte in den kommenden Jahren weiter an Fahrt gewinnen. Die Prognose für den Sommer 2024 spricht von einem Anstieg der Übernachtungen um 2% auf insgesamt 24,9 Millionen Logiernächte. Dieser Anstieg wird durch internationale Großveranstaltungen wie die Frauen-Fußball-Europameisterschaft und das Eidgenössische Turnfest in Lausanne beflügelt. Des Weiteren stützen eine hohe Beschäftigung und die Erholung der Reallöhne die inländische Nachfrage, was dem Tourismussektor zugutekommt.
Für den Sommer 2025 wird ein moderater Anstieg der Logiernächte von Schweizer Gästen um 1,4% prognostiziert, was 157.000 zusätzlichen Übernachtungen entspricht. Auch die Nachfrage aus den europäischen Märkten soll leicht steigen, konkret um 0,8% und damit um 54.000 Logiernächte. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass die Nachfrage aus den USA stabil bleibt, mit einem Wachstum von 4,2% und 279.000 Logiernächten. Doch trotz dieser positiven Aussichten gibt es auch langfristige Unsicherheiten, die ab der Wintersaison auf den Schweizer Tourismus zukommen könnten.
Langfristige Unsicherheiten und Herausforderungen
Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor ist die handelspolitische Agenda der USA, die möglicherweise negative Auswirkungen auf den Tourismussektor haben könnte. Die deutsche Nachfragen könnten hingegen den Schweizer Tourismus stützen, da deutsche Touristen die größte Kundengruppe im Schweizer Fremdenverkehr darstellen.
Allerdings könnten sinkende Nachfrage aus den USA mit einem Rückgang während der Finanzkrise 2008 vergleichbar sein, was die Lage kritisch macht. Im Zusammenhang mit der unsicheren weltwirtschaftlichen Situation gibt es auch Befürchtungen, dass die Visavergabe für chinesische Touristen die Nachfrage beeinflussen könnte. Unklar bleibt zudem, wie sich der Gruppenreiseverkehr aus China entfalten wird, was ebenfalls im Fokus der Tourismusbranche steht.
Rückblick auf die Finanzkrise 2008
Die Unsicherheiten im aktuellen Umfeld führen unweigerlich zu einem Rückblick auf die Finanzkrise, die vor genau 17 Jahren ihren Ausgang nahm. Der Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers am 15. September 2008 zog eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise nach sich, die auch die Schweiz nicht unberührt ließ. Der Schweizer Bankensektor war stark betroffen, insbesondere UBS und Credit Suisse, die erheblich unter der Subprime-Krise litten. Doch die Schweizer Wirtschaft konnte im Vergleich zu anderen Ländern relativ glimpflich aus der Krise hervorgehen.
Die Finanzkrise führte zu einem Verfall des Dollars und einer Euro-Krise, was die Aufwertung des Schweizer Frankens zur Folge hatte, während die Exportpreise ins Unermessliche stiegen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) reagierte 2011 mit einem Mindestwechselkurs von 1,20 Franken pro Euro, den sie aber 2015 wieder aufgab. Während dieser Zeit stabilisierten Interventionen der SNB die Gewinnmargen der Schweizer Exportunternehmen.
Insgesamt konnte die Schweiz die Krise ohne eine Anhäufung von Schulden meistern, was durch solide Wirtschaftszweige und niedrige Staatsausgaben begünstigt wurde. In den letzten zehn Jahren reduzierte sich die Verschuldung, und die Staatskassen blieben trotz der schwerwiegenden Herausforderungen in einem guten Zustand.
Die Lehren aus der Finanzkrise sollten der Schweiz eine wertvolle Perspektive für die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen im Tourismussektor geben, die in einem ständigen Spannungsfeld zwischen Chancen und Herausforderungen stehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Grundlagen des Schweizer Tourismus stark sind, die Zukunft jedoch von unterschiedlichen externen Einflüssen abhängig bleibt. Muula und Swissinfo zeigen, dass sich der Sektor trotz gegenwärtiger Unsicherheiten weiterhin behaupten könnte, vorausgesetzt die notwendigen Voraussetzungen werden gegeben.