
Am 2. Juni 2025 fand in Berlin der Tourismussgipfel statt, auf dem Vertreter der deutschen Tourismusbranche über dringende politische Unterstützung und notwendige Reformen durch die neue Bundesregierung diskutierten. Die Branche steht aktuell vor erheblichen Herausforderungen, wie einer Konjunkturflaute, geopolitischen Krisen sowie einer spürbaren Unsicherheit bei Unternehmen und Verbrauchern. Sören Hartmann, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), unterstrich die Dringlichkeit schneller Maßnahmen der neuen Regierung, um die Branche zu stabilisieren und zu fördern.
In diesem Kontext gibt es positive Ansätze im Koalitionsvertrag, der Maßnahmen zum Bürokratieabbau und zur Senkung der Unternehmenskosten umfasst. Anja Karliczek, Vorsitzende des Tourismusausschusses im Bundestag, sieht in diesen Bestimmungen eine solide Grundlage, fordert jedoch eine rasche Umsetzung dieser Ziele. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Reiseverbands (DRV), Achim Wehrmann, betonte ebenfalls die Wichtigkeit, dass die im Vertrag gemachten Versprechen eingehalten werden.
Dringlichkeit von Reformen
Guido Zöllick, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), forderte ein schnelles Handeln in der Branche und verwies auf die geplante Senkung der Umsatzsteuer für Speisen in Restaurants auf 7 % ab Januar 2026. Heiko Reitz, Manager bei Lufthansa, ermahnte die Regierung, die Erhöhung der Luftverkehrssteuer zurückzunehmen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Diese Zuschläge tragen somit dazu bei, dass Billigairlines wie Easyjet und Ryanair ihre Aktivitäten in Deutschland reduzieren.
Alett von Massenbach, Präsidentin des Flughafenverbands ADV, warnte vor den Folgen dieses Rückzugs, insbesondere dem Verlust der Anbindung wichtiger europäischer Wirtschaftszentren. Ulrich Lange, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, kündigte zudem Maßnahmen an, um die Luftfahrtkosten zu senken und die Erreichbarkeit zu verbessern.
Ein Blick auf die Branche
Die Tourismusbranche in Deutschland ist eine der bedeutendsten Wirtschaftssektoren und erwirtschaftet rund 4 Prozent der Wertschöpfung im Land. Fast 3 Millionen Personen sind im Tourismussektor beschäftigt. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Branche ist vergleichbar mit der von Schlüsselindustrien wie der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Diese Informationen verdeutlichen die zentrale Rolle des Tourismus für die deutsche Wirtschaft, wie auch btw.de berichtet.
Dennoch sieht sich die Branche aktuell mit den Folgen des Klimawandels, hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert. Hartmann warnte, dass steigende Preise dazu führen könnten, dass Urlauber aus dem unteren Einkommensbereich von Reisen abgeschreckt werden. Eine Umfrage von YouGov ergab, dass ein Fünftel der Befragten plant, 2025 weniger Geld für Reisen auszugeben. Eine ähnliche Anzahl gab an, seltener Urlaub machen zu wollen, während 11 % angaben, kürzer verreisen zu wollen. Lediglich rund 10 % der Befragten gaben an, in diesem Jahr häufiger reisen oder mehr Geld ausgeben zu wollen, wobei insbesondere Haushalte mit über 4000 Euro Nettoeinkommen aktiv in den Reisebereich investieren möchten.
34 % der Menschen hingegen planen, ihr Reiseverhalten im Vergleich zu 2024 nicht wesentlich zu ändern. Diese unterschiedlichen Meinungen und Verhaltenstrends spiegeln die Unsicherheiten wider, der sich der Tourismussektor gegenübersieht, und verdeutlichen die Notwendigkeit für die gefundenen politischen Lösungen.
Insgesamt stehen die Akteure im deutschen Tourismus gefordert vor dem notwendigen Zusammenspiel von politischer Unterstützung, wirtschaftlichen Reformen und Veränderungen im Verbraucherverhalten, um die Branche nachhaltig zu stabilisieren und zu stärken.