
Japan steht vor signifikanten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Im Mai 2025 hat das Land seinen Status als größter Netto-Gläubigerstaat an Deutschland verloren. Fast 35 Jahre lang führte Japan diese Rangliste an, doch nun liegt das Nettoauslandsvermögen Japans bei etwa 533,05 Billionen Yen (ca. 3,3 Billionen Euro), was einen Anstieg von 12,9 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Deutschland hingegen verzeichnet ein Nettoauslandsvermögen von 569,65 Billionen Yen (ca. 3,56 Billionen Euro) und hat Japan damit überholt, wie sumikai.com berichtet.
Ein weiteres zentrales Thema in Japan ist die anhaltende Preissteigerung. Die Verbraucherpreise in den 23 Bezirken Tokyos sind im Mai 2025 um 3,6 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, der höchste Anstieg seit über zwei Jahren. Diese Erhöhung der Lebenshaltungskosten trifft viele japanische Haushalte hart.
Reiskrise und staatliche Maßnahmen
Besonders dramatisch sind die Entwicklungen im Reissektor. Aufgrund schlechter Ernten und explosiver Preise musste Tokio erstmals auf staatliche Reisvorräte zurückgreifen. Die Reispreise haben die Marke von 1.000 Yen (ca. 6,30 Euro) pro Kilo überschritten – ein Anstieg von bis zu 80 % gegenüber dem Vorjahr. Landwirtschaftsminister Taku Eto kündigte an, 210.000 Tonnen Reis aus staatlichen Reserven freizugeben, um die Preise zu stabilisieren. Diese Vorräte sind normalerweise für schlechte Ernten oder Naturkatastrophen vorgesehen, was die Dringlichkeit der aktuellen Situation unterstreicht, wie in einem Bericht von tagesschau.de erläutert wird.
Die schlechte Ernte im Sommer 2023 und die durchschnittliche Ernte im Jahr 2024 haben die Situation verschärft. Der Klimawandel beeinflusst den Reisanbau nachhaltig. Kritiker weisen darauf hin, dass staatliche Subventionen für andere Pflanzen wie Futterreis nicht ausreichen, um die Reisanbauern zu unterstützen. Die Anbauflächen für Reis sind zudem staatlich beschränkt, und obwohl die offizielle Politik zur Verminderung der Anbauregionen 2018 endete, fehlen den Landwirten die Anreize, um den Anbau zu steigern.
Gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen
Parallel zu den wirtschaftlichen Entwicklungen zeigt auch das soziale Gefüge in Japan Anzeichen von Veränderung. Die Geburtenrate sinkt weiter: Im ersten Quartal 2025 wurden nur 162.955 Kinder geboren, was einem Rückgang von 4,6 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Zahlen stehen im Kontext einer sich verändernden Gesellschaft, in der die alteingesessenen Nachbarschaftsvereine an Bedeutung verlieren und sich zunehmend auflösen.
Zum Jahresende 2024 lebten rund 3,77 Millionen Ausländer in Japan, was eine Zunahme von fast 360.000 gegenüber dem Vorjahr darstellt. Die japanische Regierung plant zudem eine Überarbeitung der Reisanbaupolitik und hat im Bildungssektor Maßnahmen eingeführt, um internationale Studierende von Harvard, die von einem Einreiseverbot betroffen sind, aufzunehmen.
Wie sich die aktuelle Reiskrise, das schrumpfende Angebot an Nachschub und die steigenden Preise langfristig auf die japanische Gesellschaft auswirken werden, bleibt abzuwarten. In der gegenwärtigen Lage sind die Herausforderungen vielfältig und erfordern entschlossenes Handeln von der japanischen Regierung.