DeutschlandTürkei

Kreislaufschock im Flugzeug: Ärztemangel sorgt für Aufregung!

Auf einem Flug von der Türkei nach Hannover kam es zu einem medizinischen Notfall, der die Passagiere und die Crew in Alarmbereitschaft versetzte. Ein Passagier erlitt während des Flugs einen Kreislaufschock und hatte Schwierigkeiten beim Atmen. Wie derwesten.de berichtet, intervenierte zunächst das Kabinenpersonal nicht mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen, was die Situation verschärfte.

Glücklicherweise waren zwei Ärztinnen an Bord, die sofort medizinische Maßnahmen einleiteten. Der Erste-Hilfe-Set, der zur Verfügung stand, war jedoch unzureichend, sodass die Ärztinnen gezwungen waren, Herzdruckmassagen durchzuführen, um das Leben des Passagiers zu retten. Der Zugang zu einem Notfallkoffer, der möglicherweise weitere lebenswichtige Arzneimittel und Geräte enthalten hätte, wurde erst nach Vorzeigen eines Arztausweises gewährt. Diese verzögerte Reaktion der Crew führte zu einem unterschiedlichen Eindruck der Situation zwischen der Kabinenbesatzung und den anwesenden Medizinerinnen, wobei das Personal die Lage als „unter Kontrolle“ betrachtete, während die Ärztinnen besorgt waren über den Zustand des Passagiers.

Häufigkeit medizinischer Notfälle im Flugzeug

Solche Vorfälle sind nicht selten. Jährlich sterben etwa 2.500 Menschen während eines Fluges, meist aufgrund von akutem Herz-Kreislauf-Versagen. Statistisch betrachtet gibt es bei einer Fluggesellschaft, die jährlich 40 Millionen Fluggäste befördert, einen Todesfall pro Monat. Medizinische Zwischenfälle, die nicht zum Tod führen, sind noch häufiger, mit Schätzungen von 8 bis 48 Vorfällen pro Million Passagiere. Vor allem mit der steigenden Zahl älterer Fluggäste, die bis 2030 jeder zweite Passagier über 50 Jahre alt sein wird, ist die Wahrscheinlichkeit von Notfällen gestiegen. Flugstress und veränderte Bedingungen im Flugzeug können bestehende Erkrankungen erheblich verschärfen.

Trotz der Häufigkeit medizinischer Notfälle gibt es weltweit keine umfassende Dokumentationspflicht für solche Vorfälle. Nur 17 % der medizinischen Notfälle werden erfasst, wobei in Deutschland nur einige Airlines wie Condor, Germanwings und Eurowings standardisierte Berichte anbieten. In Anbetracht der Tatsache, dass bei jährlich zwei Milliarden Flugreisenden weltweit schätzungsweise 400.000 Zwischenfälle, davon etwa 45.500 signifikante Ereignisse, geschehen, wird eine einheitliche Dokumentation aller medizinischen Zwischenfälle durch die Fluggesellschaften gefordert.

Medizinische Ausstattung und rechtliche Rahmenbedingungen

Die medizinische Ausstattung der Flugzeuge variiert stark. Während alle europäischen Airlines über Erste-Hilfe-Koffer verfügen, haben nur 82 % einen vollständigen Arztkoffer an Bord. Der US-amerikanische Luftraum verlangt seit 2004 in Flugzeugen mit mehr als 12 Sitzplätzen die Ausstattung mit Automatisierten Externen Defibrillatoren (AEDs). Einige Airlines bieten zusätzlich EKG-Geräte an, um Diagnosen in Echtzeit durch Spezialisten am Boden zu ermöglichen.

Die Ausbildung des Bordpersonals im Umgang mit medizinischen Notfällen variiert ebenfalls stark. Der Standardkurs umfasst gerade einmal zwei Tage, gefolgt von jährlichen Auffrischungskursen. In Deutschland setzt sich die Bundesärztekammer für eine Sicherstellung ärztlicher Fachaufsicht bei der Nutzung von AEDs durch Laien ein. Gleichzeitig sind Haftungsfragen für Ärzte, die an Bord Hilfe leisten, unklar und hängen vom Land der Flugzeugregistrierung ab. Der „Aviation Medical Assistance Act“ schützt Ärzte bei amerikanischen Fluglinien unter bestimmten Bedingungen vor Haftung, während deutsche Airlines wie Lufthansa auch Ärzte in ihrer Haftpflichtpolice versichern.

Für Ärzte gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich auf das Handeln in Notfallsituationen vorzubereiten, darunter das internationale Fortbildungsprogramm der IATA. Eine Standardisierung der Bordausstattung und klare Anleitungen könnten die medizinische Versorgung an Bord erheblich verbessern und den Umgang mit Notfällen erleichtern. Die rechtliche Enthaftung für helfende Ärzte sollte darüber hinaus durch unabhängige Versicherungen geregelt werden.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"