
Im Februar 2023 reiste eine Gruppe, organisiert vom IAK und den NaturFreunden, nach Gambia, um die Situation von Frauen und das Thema Migration näher zu untersuchen. Diese Reise zielt darauf ab, die Herausforderungen und Bedingungen zu beleuchten, die viele Frauen im Kontext von Migration erleben. Die Gruppe hatte die Gelegenheit, mit Aktivist*innen, Initiativen und Politiker*innen vor Ort zu sprechen und den ländlichen Raum zu erkunden, wo die sozialen und wirtschaftlichen Realitäten der Frauen besonders offensichtlich sind.
Berichte der Reiseleiter*innen und Teilnehmerinnen thematisieren verschiedene Aspekte wie Fluchtursachen, Abschiebungen und die Organisation des Lebens in Dörfern. Besonders hervorgehoben wird der Frauenverein Yiriwa Kafo, der in Barrow Kundas einen Gemeinschaftsgarten betreibt, um die lokale Ernährungssicherheit und die Stärkung von Frauen zu fördern. Auch Themen wie die Rückkehr von Migrant*innen aus Libyen sowie die Bedeutung von Wasser für die Emanzipation von Frauen durch die Bürgermeisterin von Banjul wurden diskutiert. Ziel der Reise ist es, mit Interessierten über Migration, Klimawandel und Verantwortung ins Gespräch zu kommen.
Herausforderungen durch gesellschaftliche Normen
Eine begleitende Studie von Sait Matty Jaw, Fatou Gassama und Judith Altrogge zeigt die komplexen Hintergründe gambischer Frauen auf, die gesellschaftliche Normen durch riskante „Backway“-Reisen nach Europa in Frage stellen. Diese Reisen sind häufig nicht nur durch wirtschaftliche Not motiviert, sondern auch durch persönliche Ambitionen und den Wunsch, patriarchalen Einschränkungen zu entkommen. Frauen in Gambia sind häufig mit begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten konfrontiert und gelten in vielen Fällen als passive Abhängige.
Im Gegensatz zu diesen traditionellen Erwartungen übernehmen immer mehr Frauen die Rolle von Ernährerinnen und verändern dadurch die gesellschaftlichen Normen. Allerdings bleibt ihre Migration oft von geschlechtsspezifischen Herausforderungen geprägt. So migrieren viele Frauen heimlich, aus Angst vor gesellschaftlicher Ablehnung oder familiärem Widerstand. Einige Frauen fliehen vor Zwangsheirats- oder Missbrauchssituationen. Ein Beispiel aus der Studie beschreibt eine junge Frau, die häuslicher Gewalt entkam und mit Hilfe eines Fremden nach Deutschland zog.
Risiken und Resilienz der Frauen
Die Studie hebt hervor, dass weibliche Migranten ein höheres Risiko für sexuelle Gewalt und Ausbeutung auf unregelmäßigen Migrationsrouten ausgesetzt sind. Trotz der Vielzahl an Gefahren zeigen diese Frauen bemerkenswerte Resilienz und ihre Erfahrungen reflektieren die zahlreichen Herausforderungen der Migration sowie den andauernden Kampf gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung in der gambischen Gesellschaft. Nach ihrer Rückkehr werden viele Frauen mit gesellschaftlichem Stigma konfrontiert, insbesondere wenn ihre Migration als „gescheitert“ betrachtet wird, während männliche Migranten oft gefeiert werden.
Angesichts dieser Herausforderungen fordern die Autoren der Studie eine Neubewertung der Migrationsnarrative sowie der Geschlechterrollen in Gambia. Es wird betont, dass dringend Politiken notwendig sind, die die geschlechtsspezifischen Dimensionen von Migration berücksichtigen und die Stimmen der Frauen in der Migrationsdiskussion stärken.
Insgesamt verdeutlicht die Reise der NaturFreunde und die begleitende Studie, wie wichtig es ist, die Perspektiven von Frauen in den Diskurs über Migration zu integrieren und gleichzeitig die vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen in Gambia kritisch zu hinterfragen.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Berichte der NaturFreunde und die Studie über die Herausforderungen gambischer Frauen auf Gambiaj.com.