
In Spanien tritt eine Regelung in Kraft, die weitreichende Veränderungen im Bereich der Kurzzeitvermietungen zur Folge haben wird. Ab sofort müssen Immobilienbesitzer und -besitzerinnen eine Lizenzierung für die Vermietung ihrer Wohnungen an Urlauber einholen. Zudem sind sie verpflichtet, eine Reihe von Genehmigungen einzuholen. Diese neuen Gesetze zielen darauf ab, Kontrolle und Transparenz im Ferienwohnungsgeschäft zu verbessern, während Verbraucherschutzminister Pablo Bustinduy eine Stärkung der Rechte der Mieter und Gäste hervorhebt. Laut orf.at müssen Gäste umfassende Informationen, einschließlich ihrer Bankdaten, bereitstellen. Diese Daten werden an eine nationale Datenbank übermittelt, um mehr Transparenz zu gewährleisten.
Das zuständige Ministerium hat festgestellt, dass viele Anzeigen auf Plattformen wie Airbnb und Booking.com keine Lizenznummern aufweisen, und es bleibt unklar, ob die Vermieter privat oder gewerblich tätig sind. Insbesondere für Unternehmen gelten strengere Richtlinien, die auch die Einrichtung von Stellen für Konsumentenbeschwerden beinhalten. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenderen Plans, um die Immobilienkrise in beliebten Urlaubszielen wie Mallorca, Barcelona und Madrid zu bekämpfen.
Hintergrund zur Immobilienkrise
In den letzten zehn Jahren sind die Mietpreise auf den Balearen um etwa 158 Prozent gestiegen. Dies hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Protestaktionen gegen Übertourismus und die Auswirkungen von „reichen Ausländern“ geführt. Im April 2023 fanden landesweite Demonstrationen gegen diese Wohnungsnot statt. Premierminister Pedro Sanchez hat betont, dass die Wohnraumnutzung Priorität vor touristischen Zwecken haben sollte. Dies ist angesichts der Tatsache, dass allein im Jahr 2023 rund 27.000 Immobilien von Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürgern zu Mietzwecken erworben wurden, besonders relevant.
Der Tourismus in Spanien verzeichnet einen Boom, die Zahl der internationalen Gäste stieg im ersten Quartal 2023 auf 17,1 Millionen. Diese Entwicklung geht jedoch Hand in Hand mit steigendem Druck auf den Wohnungsmarkt. Die Ausgaben der Urlaubsgäste sind in diesem Zeitraum um 7,2 Prozent auf 23,5 Milliarden Euro gestiegen, was zur Belebung der spanischen Wirtschaft beiträgt. Trotz dieser positiven Zahlen kritisieren Experten die mangelnde Bautätigkeit, die laut ihnen stärker zur Immobilienkrise instand ist als der Tourismus selbst.
Regulierungen im internationalen Vergleich
Die Problematik der Kurzzeitvermietung ist nicht nur in Spanien ein Thema. In vielen europäischen Städten, darunter Lissabon, Amsterdam und Mailand, sind Demonstrationen für bezahlbaren Wohnraum an der Tagesordnung. Kritiker befürchten, dass Plattformen wie Airbnb die Mietpreise weiter anheizen, was verstärkte Regulierungen und politische Maßnahmen notwendig macht. In vielen Städten, wie beispielsweise Málaga, müssen Ferienwohnungen bereits spezielle Anforderungen erfüllen, während in anderen Regionen die Regulierung stark variiert.
Die EU plant bis Mai 2026 eine Verordnung für Kurzzeitmieten, die eine umfangreiche Datensammlung durch Anbieter vorsieht. Experten bemerken bereits, dass Airbnb und ähnliche Plattformen sich immer weniger mit dem ursprünglichen Konzept der Sharing-Economy identifizieren lassen, da oft ganze Wohnblocks für touristische Zwecke reserviert werden. Studien zeigen, dass in Barcelona Mietpreise in Gegenden mit hoher Airbnb-Dichte um bis zu 7% gestiegen sind.
Die Diskussion um die Auswirkungen der Sharing-Economy auf den Wohnungsmarkt wird auch in Deutschland intensiv geführt. Während einige Studien, wie eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts, keinen Einfluss von Airbnb auf die Mietpreise belegen, zeigen andere, dass in Berlin die Mieten durch Kurzzeitvermietungen ansteigen. Angesichts dieser Entwicklungen werden neue Plattformen wie Home Exchange und Fairbnb.coop immer beliebter, die sich stärker an gemeinschaftlichen Werten orientieren.