
Die Ostsee erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit bei deutschen Urlaubern. Im vergangenen Jahr besuchten etwa 1,4 Millionen Touristen die Ostsee-Inseln Rügen und Hiddensee. Besonders die Region um Prora bei Binz hat jedoch mit einem besonderen Image zu kämpfen. Der ehemalige KdF-Komplex, der von vielen Urlaubern gemieden wird, steht im Mittelpunkt von Diskussionen über die touristische Entwicklung des Standorts. Dies berichtet derwesten.de.
Ursprünglich als Teil eines großangelegten Projekts zur Schaffung günstiger Urlaubsangebote für deutsche Arbeiter in den 1930er Jahren geplant, wurde der Prora-Komplex unter der Leitung des Architekten Clemens Klotz ab 1936 errichtet. Die Bauarbeiten, die bis 1939 andauerten, umfassen acht sechsgeschossige Häuserblocks mit insgesamt 10.000 Gästezimmern. Diese waren schlicht gehalten, ausgestattet mit zwei Betten, einer Sitzecke und einem Handwaschbecken. Geplant waren zudem vielfältige Gemeinschaftseinrichtungen, darunter Gastronomie, Kegelbahnen und ein Kino. Die Kosten für den Bau sprengten die ursprünglichen Planungen bei weitem und beliefen sich schließlich auf 237,5 Millionen Reichsmark, wie Wikipedia vermerkt.
Ein gespaltenes Erbe
Obwohl der Bau vor dem Zweiten Weltkrieg weitgehend unvollständig blieb, gestaltete sich die Nutzung nach dem Krieg als chaotisch. Der Komplex wurde zunächst von der Roten Armee genutzt und später umgebaut, um als Kaserne für die Nationale Volksarmee der DDR zu dienen. Erst seit 1993 ist Prora öffentlich zugänglich und steht seit 1994 unter Denkmalschutz. Mittlerweile soll die Anlage zu einem modernen Ferienstandort entwickelt werden, der die Geschichte des Nationalsozialismus und der DDR thematisiert. Doch wie derwesten.de berichtet, zieht die touristische Entwicklung in Prora nicht die gewünschten Besucherzahlen an.
Berichten zufolge bestehe ein Mangel an Willkommensgefühl, was eine angenehme Atmosphäre für Besucher beeinträchtigt. Dennoch finden sich in Prora einige Cafés und Restaurants, die den Versuch unternehmen, die Attraktivität des Standortes zu steigern. Allerdings sind die Pläne für den Bau eines Familienhotels und eines Museums bislang nicht verwirklicht worden. 2024 meldete das Prora-Zentrum Insolvenz an, was die Situation weiter verschärft. Die meisten Blöcke stehen leer, was den traurigen Zustand der einst ambitionierten Ferienplanung widerspiegelt.
Hoffnung auf Wende
Dennoch gibt es Stimmen der Hoffnung unter den Geschäftsinhabern in Prora. Mohammed Ali Abid und die Betreiber des Cafés „Patcus“ äußern den Wunsch nach einer positiven Entwicklung der Region. Die Herausforderungen sind beträchtlich, aber die Gemeinschaft hofft auf neue Impulse, die eine Wiederbelebung des Ortes ermöglichen könnten. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Immobilien in Prora liegt derzeit bei 5.741 Euro, was einen weiteren Anreiz für potenzielle Investoren darstellen könnte.
Letztlich steht Prora sowohl für die Schattenseiten der deutschen Geschichte als auch für die Möglichkeiten einer touristischen Neugestaltung. Der Erfolg dieser Bemühungen wird sich in den kommenden Jahren zeigen müssen.