
Der Südtiroler Tourismus sieht sich verstärkter Kritik von Umweltverbänden ausgesetzt. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz sowie der Heimatpflegeverband Südtirol werfen dem Massentourismus vor, für diverse Missstände in der Region verantwortlich zu sein. Insbesondere die Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung stehen im Fokus der Diskussion.
In einer offiziellen Reaktion hat der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) eine Presseaussendung veröffentlicht, in der diese Kritik zurückgewiesen wird. Der Verband betont die Bedeutung des Tourismus für die regionale Wirtschaft, insbesondere da dieser etwa 11% zur Wertschöpfung in Südtirol beiträgt.
Massentourismus und Besucherzahlen
Der Pragser Wildsee in den Dolomiten ist zu einem symbolischen Beispiel für die Herausforderungen geworden, die der Massentourismus mit sich bringt. In den Sommermonaten gelten strenge Zufahrtsbeschränkungen. Besucher müssen im Voraus Tickets buchen und sind angehalten, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, mit dem Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Anzahl der Gäste zu limitieren, die in den letzten Jahren stark angestiegen ist.
Zwischen 2000 und 2019 hat sich die Zahl der Übernachtungen nahezu verdoppelt, von knapp 24 Millionen auf fast 34 Millionen. Es ist kein Wunder, dass Anwohner und Umweltschützer Bedenken gegen die übermäßige Besucherzahl äußern, die sowohl die Natur als auch die Infrastruktur der Region belastet.
Politische Maßnahmen und zukünftige Pläne
Die Südtiroler Landesregierung hat ein Landestourismusentwicklungskonzept vorgelegt, das die Notwendigkeit eines Umdenkens im Umgang mit dem Tourismus hervorhebt. So soll die Zahl der Übernachtungsplätze auf dem Stand von 2019 eingefroren werden. Gastronomen und Hoteliers müssen die Anzahl ihrer Betten melden, um eine fundierte Datengrundlage zu schaffen.
Dennoch wird der Plan des Bettenstopps vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz als unzureichend kritisiert. Der HGV wiederum sieht die Maßnahmen kritisch, da nicht alle Gemeinden gleich stark touristisch geprägt sind. Eine besondere Herausforderung stellt die Gemeinde Vahrn dar, wo Bestrebungen bestehen, das touristische Angebot zu erweitern.
Die Landesregierung plant auch Ausnahmeregelungen für weniger touristisch erschlossene Gemeinden und für lokale Bauernhöfe. Währenddessen fordern Umweltschützer jedoch deutlichere und drastischere Maßnahmen gegen den Massentourismus. Landesrat Arnold Schuler hat nicht ausgeschlossen, dass radikalere Maßnahmen zur Regulierung der Besucherzahlen in der Zukunft in Betracht gezogen werden müssen.
Die Auseinandersetzung um den Massentourismus in Südtirol bleibt angespannt. Ein Umdenken scheint unerlässlich, um die Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und Umweltschutz zu finden.