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Tourismus in Japan: Kluft zwischen Vielreisenden und Daheimgebliebenen wächst

Die japanische Regierung erkennt einen dringenden Handlungsbedarf im Inlandstourismus, wie das aktuelle Weißbuch für 2025 zeigt. Es offenbart eine wachsende Kluft zwischen Vielreisenden und Nichtreisenden, die sich zunehmend polarisiert. Während die Zahl der Menschen, die innerhalb des Landes reisen, ansteigt, bleibt eine signifikante Gruppe von Reisenden zurück, die kaum oder gar nicht verreist. Dies stellte das Ministerium für Land, Infrastruktur, Verkehr und Tourismus (MLIT) in seiner Analyse der inländischen Reisedynamik fest. Der Anstieg der Reisetätigkeit ist daher von strategischer Bedeutung für die nationale Wirtschaft und das gesamte gesellschaftliche Wohl.

In den letzten Jahren brachte die Corona-Pandemie zusätzliche Herausforderungen mit sich. Während die Anzahl der Geschäftsreisen zurückging und das Vertrauen in stark frequentierte Reiseziele abnahm, zeigen andere Gruppen ein wachsendes Interesse an individueller Erholung und Erlebnistourismus. Während vor der Pandemie die Ausgaben für Inlandsreisen im Jahr 2012 mit 34,3 Billionen Yen (ca. 214 Milliarden Euro) einen Höchststand erreichten, wird nun ein Anstieg der Nachfrage für Inlandsreisen angestrebt. Im Jahr 2012 entfielen 25,1 Billionen Yen (ca. 157 Milliarden Euro) auf japanische Reisende, was rund 70 Prozent der Gesamtausgaben ausmacht.

Entwicklung der Reisedynamik

Der Trend zeigt eine zunehmende Polarisation im Reiseverhalten. Während die Gruppe der Vielreisenden wächst, bleibt die Zahl derjenigen, die kaum reisen, ebenfalls nicht unberücksichtigt. Jüngere Menschen finden sich in prekären Arbeitsverhältnissen wieder, die sie oft dazu bewegen, weniger zu reisen. Die Alterung der Bevölkerung und kulturelle Veränderungen im Freizeitverhalten tragen ebenfalls zu dieser Entwicklung bei. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt das MLIT auf innovative Ansätze wie Workcations, die Urlaub und Telearbeit kombinieren, um das Reiseverhalten positiver zu beeinflussen.

Regionsspezifische Maßnahmen wurden in den Präfekturen Tottori und Akita getestet, wobei die Frage bleibt, ob solche Ansätze landesweit ausgeweitet werden. Es ist jedoch klar, dass eine gleichmäßigere Verteilung der Reisetätigkeit über das Jahr angestrebt wird, um überhöhte Besuchszahlen in bestimmten Monaten zu verhindern.

Ausländischer Tourismus und Herausforderungen

Dennoch steht die japanische Regierung vor erheblichen Herausforderungen. Probleme wie Überfüllung, unhöfliches Verhalten von Touristen und zunehmender Abfall sind in einigen Regionen längst spürbar. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, werden Maßnahmen gegen Overtourism ergriffen. Dazu zählen unter anderem die Verbesserung der Zug- und Busdienste und die Einführung von Piktogrammen zur Erklärung der sozialen Etikette.

Die Anstrengungen, regionale Ziele zu fördern und die Konzentration von Touristen auszugleichen, sind ebenfalls wichtig geworden. Es wächst der Bedarf an detaillierten Informationen über Menschenmengen und Staulevel, beispielsweise durch spezielle Apps. Lokale Körperschaften setzen bereits Übernachtungssteuern für Reisende ein, wobei die Stadt Kyoto plant, die maximale Steuer von 1.000 Yen auf 10.000 Yen pro Nacht zu erhöhen, um die Infrastruktur für ankommende Besucher zu finanzieren.

Der Fokus sollte jedoch nicht nur auf der Anzahl der Besucher liegen, sondern auch darauf, die Lebensqualität der Anwohner zu verbessern und den Austausch zwischen Reisenden und Einheimischen zu fördern, um eventuelle Reibungen zu verhindern. Es wird als entscheidend erachtet, dass local governments die Meinungen der Anwohner ernst nehmen und die Verwendung der Steuererträge transparent gestalten.

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