
Die Sommerzeit steht vor der Tür und viele Menschen beginnen, ihren Urlaub zu planen. Egal, ob mit dem Auto oder dem Flugzeug – der Trend zu außergewöhnlichen Reisezielen nimmt zu. Besonders beliebt sind „Lost Places“, also verlassene Orte, die eine unheimliche Faszination ausüben. Ein solcher Ort, der in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt ist, ist die Psychiatrie in Volterra, Italien.
Volterra, eine Stadt in der malerischen Toskana, beherbergt das Ospedale Psichiatrico, das 1888 in der Nähe des Klosters San Girolamo gegründet wurde. Zu Beginn beheimatete die Anstalt etwa 100 Patienten, doch im Laufe des 20. Jahrhunderts stieg die Zahl der Insassen auf Tausende, oftmals gegen ihren Willen. Die Zustände in der Klinik waren katastrophal und umfassten Praktiken wie Elektroschocktherapien, Isolationszellen und Zwangsfixierungen.
Die dunkle Geschichte der Anstalt
Die geschlossene Anstalt gilt als ein Beispiel für grausame Behandlungsmethoden, die letztendlich zu ihrer Schließung führten. Vor der Schließung war die Ferri-Pavillon, eine gerichtliche Abteilung, mit bis zu 6.000 Patienten überfüllt. Die Diagnosen reichten von Depressionen über Schizophrenie bis hin zu politisch motivierten Vergehen. In den 1950er und 60er Jahren wurde die Anstalt zu einer der größten in Italien mit über 100.000 Kubikmetern Raum.
Besonders bemerkenswert ist der Patient Fernando Oreste Nannetti, der ab 1958 begann, die Wände der Anstalt mit seinen Gedanken und Gefühlen in Form von Graffiti zu bearbeiten. Seine Werke, die eine Art Enzyklopädie aus Worten, Gedichten und Zeichnungen darstellen, sind heute als Beispiele für Art Brut anerkannt. Nach seinem Tod im Jahr 1994 wurde ihm sogar von der Stadt Volterra das Civic Merit verliehen.
Aktuelle Situation und Besucherhinweise
Das Ospedale Psichiatrico di Volterra gilt heute als ein begehrter Lost Place, zieht jedoch auch zahlreiche Touristen an, die sich für die düstere Geschichte interessieren. Leider ist eine Besichtigung der Hauptgebäude aufgrund der Einsturzgefahr nicht möglich. Lediglich die modernisierten Nebengebäude werden weiterhin vom örtlichen Krankenhaus genutzt. Seit Juli 2020 ist die Anstalt für die Öffentlichkeit gesperrt, was ihre mysteriöse Aura noch verstärkt.
In einer Zeit, in der das Interesse an verlassenen Orten zunimmt, bleibt Volterra mit seiner tragischen Vergangenheit ein faszinierendes Reiseziel für Abenteurer und Geschichtsinteressierte. Die Geschichte des Ospedale Psichiatrico ist nicht nur eine Mahnung an vergangene Fehler, sondern auch ein Hinweis auf die Notwendigkeit für Reformen in der psychiatrischen Versorgung.