
Der Drang Albaniens nach einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union ist ein zentrales Thema des neuen Bühnenstücks „Die Erweiterung“, das als Uraufführung am Nationaltheater Mannheim seine Premiere feiert. Robert Menasses Roman dient als Basis für die Inszenierung, die von Anna-Elisabeth Frick geleitet wird. Der Roman thematisiert die vielschichtigen Konflikte, die mit dem Beitrittswunsch Albaniens einhergehen, und zeigt dabei auch die historischen und politischen Spannungen innerhalb Europas auf. Albanien strebt einen Beitritt zur EU an, was im Stück zu turbulenten Auseinandersetzungen führt.
Ein entscheidendes Element der Handlung ist der Diebstahl des goldenen Helms des albanischen Nationalhelden Skanderbeg, der im Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt ist und als albanisches Nationalheiligtum gilt. Der Helm, der aus vergoldeter Bronze gefertigt ist und einen Ziegenkopf darstellt, steht symbolisch für die göttliche Macht des Besitzers und wird dadurch zum zentralen Objekt der Begierde. Der albanische Ministerpräsident und der Oppositionsführer sind beide an dem Helm interessiert, während Fate Vasa, ein Berater im albanischen Kabinett, den Plan ausheckt, den Helm zurückzuholen.
Konflikte und politische Intrigen
Menasse thematisiert in „Die Erweiterung“ auch die Widersprüche in der europäischen Geschichte, einschließlich der Verehrung des Volkshelden Skanderbeg, der im 15. Jahrhundert gegen die Osmanen kämpfte. Die politische Situation eskaliert, als der Helm unter fragwürdigen Umständen gestohlen wird, was zu einem Chaos führt, das die politischen Strukturen zu destabilisieren droht. Der polnische Ministerpräsident Mateusz torpediert zudem die Aufnahme Albaniens in die EU, wodurch die komplexen Erweiterungspläne der EU in den Vordergrund rücken.
Die Inszenierung am Nationaltheater umfasst eine Vielzahl von künstlerischen Beiträgen. Die Bühne wird von Martha-Marie Pinsker gestaltet, während Sophie Lichtenberg für die Kostüme verantwortlich ist. Daniel Scheunemann sorgt für die Lichtgestaltung, und die musikalische Untermalung stammt von Hannes Strobl. Ted Stoffer kümmert sich um die Choreografie und Annabelle Leschke übernimmt die Dramaturgie. Zu den Schauspielern zählen Matthias Breitenbach, Maria Helena Bretschneider, Rocco Brück, Maria Munkert, Paul Simon und Sandro Šutalo.
Emotionale Verbindungen in Europa
Der Roman und die Bühnenadaption greifen auch persönliche Geschichten auf, so wie die von zwei polnischen Freunden, die unterschiedliche politische Wege einschlagen. Inmitten der politischen Verwicklungen entfalten sich transnationale Liebesgeschichten, die die emotionalen Bande in Europa beleuchten und die Frage aufwerfen, was europäische Integration tatsächlich bedeutet. Das Stück kulminiert in einem Showdown auf einer Kreuzfahrt, auf der Regierungschefs und EU-Vertreter neue Wege zur Lösung der Konflikte finden müssen.
Die ersten Aufführungen des Stücks finden am 21. Mai 2025, einem besonderen Datum auf der Theateragenda, statt. Weitere Termine sind für den 27. Mai und den 14. Juni 2025 angesetzt, jeweils mit einem Nachgespräch nach der Vorstellung. Mit der Adaption von „Die Erweiterung“ wird ein bedeutendes Werk über Europa auf die Bühne gebracht – ein Werk, das zum Nachdenken über die Herausforderungen und Chancen der gemeinsamen Zukunft anregt. TheaterKompass berichtet, dass die Geschichte die Auswirkungen der europäischen Integration auf die Lebensrealitäten der Menschen beleuchtet, während SWR betont, dass Menasse seinem literarischen und politischen Projekt treu bleibt.