Tourismusboom auf Fuerteventura: Fluch oder Segen für die Insel?

Fuerteventura erlebt 2023 einen Tourismusboom, der Infrastruktur belastet und Umweltschutz fordert. Experten warnen vor Folgen.
Fuerteventura erlebt 2023 einen Tourismusboom, der Infrastruktur belastet und Umweltschutz fordert. Experten warnen vor Folgen. (Symbolbild/ER)

Tourismusboom auf Fuerteventura: Fluch oder Segen für die Insel?

Fuerteventura, Spanien - Fuerteventura, eine der Kanarischen Inseln, sieht sich einem dramatischen Anstieg der Touristenzahlen gegenüber. Im ersten Quartal 2023 reisten über 758.000 Urlauber auf die Insel, was einen Anstieg von 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Damit hat die Insel den größten Zuwachs unter den Kanarischen Inseln verzeichnet, während andere Inseln wie Lanzarote und Teneriffa nur geringere Zuwächse von 1,9 Prozent und 2,1 Prozent aufweisen. Trotz der wirtschaftlichen Vorteile für die lokale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt bereitet die Situation den Anwohnern Sorgen wegen der Belastung der Infrastruktur.

Die Probleme, die mit der wachsenden Anzahl an Touristen einhergehen, sind erheblich. Die Straßen, Wasserversorgung und Abfallentsorgung der Insel stoßen an ihre Grenzen. Anwohner zeigen sich besorgt über beliebte Strandabschnitte und Naturschutzgebiete, während der Tourismus boomt. Diese Sorgen wurden am vergangenen Sonntag durch Demonstrationen auf Fuerteventura und den anderen Kanaren-Inseln gegen den „nicht nachhaltigen und ausbeuterischen Massen-Tourismus“ deutlich. Kritiker fordern dringend nachhaltigere Alternativen im Tourismus. Experten warnen, dass ohne gezielte Planung und Investitionen dauerhafte Schäden an den Attraktionen der Insel drohen.

Umwelt und Infrastruktur unter Druck

Die hohe Zahl von 2.200 Touristen pro 100 Einwohner, die Fuerteventura jährlich empfängt, ist die höchste in Spanien. Monatlich besuchen etwa 150.000 Urlauber die Insel, was 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 60 Prozent der Arbeitskräfte der Region beeinflusst. Es besteht ein dringender Bedarf, die touristische Infrastruktur entsprechend zu verbessern, da die Westküste, inklusive La Oliva und Pájara, bereits gesättigt ist. Im Gegensatz dazu bleiben der Osten und das innere Land weitgehend unberührt.

Trotz der bestehenden Schutzgebiete werden Umwelt und Naturschutz zunehmend durch Bauprojekte angegriffen. Zuletzt wurde der Inselnutzungsplan (PIO) 2017 zugunsten touristischer Projekte geändert, was zu heftigen Protesten führte. Dennoch sollen 12 neue touristische Zonen ausgewiesen werden, und der geplante Themenpark „Dreamland“ in der Nähe der Dünen von Corralejo sorgt trotz öffentlicher Widerstände für Kontroversen. Die Projektkosten belaufen sich auf 77 Millionen Euro und umfassen verschiedene Freizeitangebote. Der Bürgermeister von Puerto del Rosario unterstützt das Vorhaben, was jedoch zu einem scharfen Konflikt mit Umweltschützern führt.

Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch

Ein anderer Aspekt der Entwicklung auf Fuerteventura ist der Ausbau erneuerbarer Energien. Geplant sind 22 Windparks und 51 Fotovoltaik-Anlagen, die insgesamt rund 6,6 Millionen Quadratmeter Fläche einnehmen würden. Angesichts der Tatsache, dass die Insel nur 76 Megawatt benötigt, könnten diese Projekte die Landschaft der Insel stark verändern. Solarparks könnten 217 MW und Windparks 227 MW Leistung erbringen. Dennoch äußert der Umweltingenieur Roque Calero Bedenken und fordert ein Gesamtkonzept zur Regulierung dieser Projekte, besonders mit Blick auf die empfindlichen Naturräume der Insel.

Die Tourismusministerin der Kanarischen Inseln, Jessia de Leon, kündigte im November 2024 einen grundlegenden Wandel im Tourismus-Konzept an. Ihr Ziel ist es, einen klaren regulatorischen Rahmen zu schaffen, die touristischen Zonen umzugestalten und gezielte Klimaschutzmaßnahmen einzuführen. Dabei betont sie den Schutz der Umwelt und die Lebensqualität der Bewohner als zentrale Anliegen. Ohne diese Veränderungen könnte Fuerteventura in Zukunft nicht nur sein natürliches Erbe, sondern auch die Zufriedenheit seiner Bewohner gefährden.

Details
OrtFuerteventura, Spanien
Quellen