
Am 23. Mai 2025 fand im Nationaltheater Mannheim die Uraufführung des Theaterstücks „Die Erweiterung“ statt, das auf dem gleichnamigen Roman von Robert Menasse basiert. Das Stück, das von der Regisseurin Anna-Elisabeth Frick inszeniert wurde, greift zentrale Themen der EU-Politik auf und thematisiert die Herausforderung der Erweiterung der Europäischen Union, insbesondere in Bezug auf Albanien.
„Die Erweiterung“ wurde bereits bei seiner Veröffentlichung im Jahr 2023 mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet. Menasse, der auch für seinen früheren Roman „Die Hauptstadt“ bekannt ist, verknüpft in dieser neuen Arbeit aktuelle politische Fragestellungen mit literarischer Fiktion. In der Geschichte wird ein Kreuzfahrtschiff namens „SS Skanderbeg“ konstruiert, um EU-Entscheidungsträger von der Notwendigkeit zu überzeugen, Albanien in die Union aufzunehmen. Der Name des Schiffs verweist auf den albanischen Nationalhelden Skanderbeg und schlägt eine Verbindung zur nationalromantischen Symbolik vor.
Politik und menschliche Schwächen
Die Inszenierung thematisiert die Politik als ein von menschlichen Schwächen geprägtes Feld. Menasse bringt zum Ausdruck, dass die Relevanz von Klasseninteressen und Ideologien in diesem Zusammenhang oft vernachlässigt wird. Dabei wird der albanische Ministerpräsident „ZK“ als subtile Anspielung auf den aktuellen Regierungschef Edi Rama dargestellt. Fricks Inszenierung soll politisch komplexe Ansätze wieder in den Diskurs einbringen und den Text dekonstruiert präsentieren.
Die abstrakte Bühne von Martha-Marie Pinsker nutzt innovative Videotitel, um Orts- und Zeitwechsel zu visualisieren. Das Stück dauert 1 Stunde und 40 Minuten ohne Pause und bietet eine Besetzung, die unter anderem Maria Helena Bretschneider, Paul Simon, Rocco Louis Brück, Maria Munkert, Sandro Šutalo und Matthias Breitenbach umfasst.
Ein Blick auf die EU und nationale Herausforderungen
Menasse, der mehrere Monate in Brüssel lebte und längere Zeit in Albanien verbrachte, widmet sich in „Die Erweiterung“ den Widersprüchen innerhalb Europas. Er kritisiert, dass viele Politiker in den EU-Staaten oft eine EU-kritische Haltung einnehmen, während Beitrittskandidaten wie Albanien eine EU-freundliche Position vertreten. Dies verdeutlicht die Herausforderungen, die mit der EU-Erweiterung einhergehen, insbesondere im Hinblick auf notwendige Justizreformen.
Menasse beschreibt die EU als eine großartige Idee, die jedoch schlecht verwaltet wird. Mit seiner Lesereise zur Vorstellung von „Die Erweiterung“, die bis zum Jahresende durch zwei Dutzend deutsche Städte führt, möchte er ein Bewusstsein für die unterschiedlichen Perspektiven in Europa schaffen und die nationalen sowie europäischen Narrativen näher beleuchten. Der Autor bezeichnet seine Arbeit als eine Mischung aus Tragödie, Satire, Liebesgeschichten und historischen Lektionen, wobei er sowohl Fakten als auch Fiktionen vereint und sich für vergangene historische Ungenauigkeiten entschuldigt hat.
Die Uraufführung in Mannheim ist Teil eines größeren kulturellen Dialogs über die Zukunft Europas, in dem Menasse seine Vision von einer europäischen Republik formuliert. Er sieht in den aktuellen Krisen Chancen zur Veränderung und verfolgt konsequent seinen europäischen Traum.
Für weitere Informationen zu dieser Inszenierung und Robert Menasses Werk können Sie die Artikel von nachtkritik.de und sueddeutsche.de besuchen.