
Edan Alexander, der letzte lebende US-Amerikaner in der Gewalt der Hamas, wurde nach über 580 Tagen in Gefangenschaft freigelassen. Die Freilassung fand kurz vor der Nahost-Reise von US-Präsident Donald Trump statt und wurde als Geste des „guten Willens“ angesehen, um die Beziehungen zu den USA zu stärken. Alexander war am 7. Oktober 2023 bei einem Überfall der Hamas im Süden Israels entführt worden, als insgesamt rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln verschleppt wurden. Er gilt als der erste männliche Soldat, der seit Beginn des Gaza-Kriegs lebend aus der Geiselhaft der Hamas entkam.
Die Freilassung wurde zwischen der Hamas und den USA vereinbart, ohne die Beteiligung Israels. Alexander wurde an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben und erhielt sofort medizinische Untersuchungen durch das israelische Militär. In einem ersten Bericht sprach Alexander von Folter, Handschellen und unzureichender Nahrung während seiner Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung wurde er zur Behandlung in eine Klinik gebracht, um sicherzustellen, dass er die notwendige medizinische Unterstützung erhält.
Reaktionen und geopolitische Implikationen
Die israelische Armee unterbrach kurzzeitig ihre Angriffe im Gazastreifen, plant jedoch eine Ausweitung ihrer militärischen Operationen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der ein Ende des Krieges abgelehnt hat, forderte die vollständige Entwaffnung der Hamas und stellte klar, dass die Feuerpause nur vorübergehend sei. Die bisherigen indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, vermittelt von den USA, Ägypten und Katar, haben an Schwung verloren. Immerhin sind noch mindestens 20 lebende Geiseln im Gazastreifen in Haft.
Die israelische Regierung sieht sich zunehmend Kritik gegenüber, da Alexanders Freilassung als prioritär betrachtet wird, während andere Geiseln möglicherweise vernachlässigt werden. Besonders brisant ist die Tatsache, dass bei der Freilassung Alexanders keine palästinensischen Gefangenen entlassen wurden. Die Situation im Gazastreifen ist angespannt, mit Berichten über eine katastrophale humanitäre Krise: fast eine halbe Million Palästinenser befinden sich in einer hilfsbedürftigen Lage.
Die Rolle der USA und der kommenden Verhandlungen
Die USA führten direkte Gespräche mit der Hamas zur Freilassung Alexanders, was kontrovers diskutiert wird. Trump hat die Freilassung als „monumentale Nachricht“ bezeichnet und das Engagement von Katar und Ägypten gelobt. Angesichts der angespannte Lage sind für Dienstag Verhandlungen zur Freilassung weiterer Geiseln geplant. Netanjahu hat die Entsendung eines Verhandlungsteams nach Katar angekündigt, während Alexanders Familie vor Ort hofft, dass auch andere Geiseln freikommen.
Die Gesundheitsbehörde, die von der Hamas kontrolliert wird, meldet indes, dass bislang über 52.800 Palästinenser im Gazastreifen getötet wurden, was die dramatische Lage vor Ort weiter verdeutlicht. Experten warnen vor einer bevorstehenden Hungersnot in dem Gebiet, in dem zwei Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.