
Im Jahr 1939 begaben sich die beiden Journalistinnen Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart auf eine bemerkenswerte Reise, die sie quer durch das Hinterland Anatoliens bis nach Iran führte. Ihr Abenteuer, das im Juni begann, startete in Genf mit einem umgebauten Ford Roadster Deluxe, gesponsert von Alfred Emil Schwarzenbach. Die Bayerische Rundfunk berichtet in ihrem Hörspiel „Alle Wege sind offen“, dass die beiden Frauen über 7000 Kilometer zurücklegten und in der Türkei, Afghanistan sowie Indien Halt machten.
Die beiden Expeditionsteilnehmerinnen reisten allein und ohne Türkischkenntnisse, was die Herausforderungen auf ihrer Route nur verstärkte. Dennoch dokumentierten sie ihre Erlebnisse durch Fotografien und Tagebucheinträge und thematisierten die Magie der Natur sowie das Glück des Unterwegsseins. Gleichzeitig hielten sie gesellschaftliche und politische Veränderungen vor dem Zweiten Weltkrieg fest. Dabei wurden sie von einem positiven Empfang in Afghanistan überrascht, wo sie von Einheimischen Gastfreundschaft, Unterkunft und Essen erhielten.
Historische Bedeutung der Reise
Die Reise von Schwarzenbach und Maillart hatte weitreichende Auswirkungen. Sie gelten als Pionierinnen des Reisetagebuchs und revolutionierten ein Genre, das zuvor stark von Männern dominiert war. Ihre Arbeit wurde im April 2023 von der UNESCO als Weltgedächtniserbe anerkannt. Dabei sind ihre Nachlässe nicht nur bedeutsam, sondern finden sich auch neben den Dokumenten von großer Historizität wie den Nachlässen von Charles Darwin und Friedrich Nietzsche, sowie den Dokumenten der Genfer Konventionen. Laut der Neuen Zürcher Zeitung zeigt dies, wie bedeutend ihr Erbe für die Geschichtsforschung und -erinnerung ist.
In Afghanistan hatten Schwarzenbach und Maillart jedoch nur begrenzten Kontakt zu afghanischen Frauen, die sie meist nur aus der Ferne sahen. Einmal sprachen sie jedoch mit Frauen, die Hilfe bei der Anfertigung von Kleidern suchten. Trotz des ernsten Themas, war die Reise nicht frei von persönlichen Kämpfen, vor allem für Annemarie Schwarzenbach, die während der Reise mit Suchtproblemen zu kämpfen hatte. Diese Schwierigkeiten verschärften sich nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Europa.
Nachwirkungen und Erbe
Nach der Rückkehr разделили sich die Wege von Schwarzenbach und Maillart. Während Maillart bis 1945 in Indien blieb, kehrte Schwarzenbach in die USA und später ins Engadin zurück. Ihre Nachlässe verwalten heute das Schweizerische Literaturarchiv in Bern und die Bibliothèque de Genève. Um die UNESCO-Auszeichnung gebührend zu feiern, findet am 13. Mai eine festliche Anerkennung in der Schweizerischen Nationalbibliothek Bern statt.