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Familiengeschichte und Identität: Der Roman Frau im Mond begeistert!

Der Roman „Frau im Mond“ von Pierre Jarawan, der am 4. April 2025 erschienen ist, thematisiert auf eindringliche Weise die Politisierung der familiären Geschichte sowie die komplexe Identitätskrise des Libanon. Mit 496 Seiten und einem Preis von 26 Euro hat Jarawan ein Werk geschaffen, das über die persönliche Geschichte hinausgeht und tief in die kulturellen und politischen Realitäten des Nahen Ostens eintaucht. Die Hauptfigur Maroun el Shami, der mit seiner Mutter aus dem Libanon nach Kanada emigriert, verkörpert diesen Kampf um Identität und Zugehörigkeit, während er zugleich die Geschichte seiner Familie und deren Wurzeln beleuchtet.

Maroun, der in seiner Kindheit den Film von Fritz Lang als Zehnjähriger in Montréal erlebt, studiert Physik an der McGill University und ist damit der einzige Student mit libanesischen Wurzeln. In den 1960er Jahren gründet er die Lebanese Rocket Society im Libanon, deren Geschichte in dem Buch auch behandelt wird. So werden wichtige politische Themen angesprochen, darunter der Genozid an den Armeniern, dem seine Großmutter Anoush entkommen ist, sowie die aktuellen Herausforderungen wie die Korruption im Libanon und die Auswirkungen des Arabischen Frühlings von 2020.

Familiengeschichte und Identität

Ein zentrales Element des Romans ist die Suche von Lilith, einer der Enkelinnen von Maroun, nach ihrer Identität. Sie interessiert sich besonders für ihre Großmutter, die armenische Wurzeln hat, und begibt sich nach Beirut, um mehr über Anoush zu erfahren. Diese Reise ist nicht nur eine persönliche, sondern spiegelt auch die tiefen Spannungen und Herausforderungen wider, mit denen der Libanon konfrontiert ist.

Die gesellschaftliche Situation im Libanon ist geprägt von einer Vielzahl von Identitätskonflikten, die sich aus historischen Narrativen speisen. Aktuell leben dort mindestens 20% der Bevölkerung als syrische Flüchtlinge, was die Atmosphäre in Beirut zusätzlich angespannt macht. Obwohl das Zusammenleben zwischen Libanesen und syrischen Flüchtlingen größtenteils gut verläuft, gibt es in christlichen Gemeinschaften häufig Misstrauen. Rita Makhlouf, die ein Kinderheim leitet, hat Schwierigkeiten mit der Akzeptanz in ihrer Nachbarschaft, was die tiefen Risse in der gesellschaftlichen Struktur des Libanons verdeutlicht.

Politische Spannungen und kulturelle Identität

Der Libanon hat ein sogenanntes konfessionelles System, das sowohl Stabilität als auch Fragilität mit sich bringt. Die verschiedenen religiösen Gemeinschaften, insgesamt 18, verleihen dem Land eine gewisse Diversität, bringen jedoch auch Konflikte mit sich. Historische Identitäten, die oft umstritten sind, machen die Suche nach einer gemeinsamen libanesischen Identität zu einer anhaltenden Herausforderung. Während die Schiiten in den letzten Jahrzehnten gesellschaftlich an Einfluss gewonnen haben, wird die Hisbollah im Libanon als legitime politische Partei wahrgenommen, während der internationale Diskurs oft eine andere Sichtweise vertritt.

Jarawans Roman bindet diese komplexen Themen durch einen erzählerischen Stil, der Witz, originelle Bilder und ironische Elemente vereint. Die Struktur des Romans folgt einem Countdown-Muster, das parallel zu Marouns Entwicklung und den verschiedenen gesellschaftlichen Themen verläuft. Letztlich beleuchtet „Frau im Mond“ die Frage, wie Familiengeschichte festgehalten und in einem von Konflikten geprägten Kontext weitergegeben werden kann.

Mit dieser Verbindung aus persönlicher und politischer Historie bietet Pierre Jarawan einen berührenden Einblick in die Herausforderungen und Träume der Menschen im Libanon, und damit zugleich eine Reflexion über die menschliche Identität im Spiegel der Geschichte.

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