
Im Juni 2025 erwartet die Theaterliebhaber in Chemnitz ein spannendes Programm, das sich mit aktuellen Themen der Gesellschaft auseinandersetzt. Unter dem Motto „Verbrechen und Widerstand“ zeigt das Theaterkollektiv Pièrre.Vers das Schauspiel „Goldstück“ im ehemaligen Puppentheater Chemnitz. Das Stück von Verena Güntner handelt von einer Frau, die sich aus einer gewalttätigen Beziehung befreit und um finanzielle Unabhängigkeit kämpft. Zugleich wird die Geschichte eines Kindes erzählt, das sich in die rechte Szene hineinzieht und sich radikalisiert. Diese Verbindung thematisiert nicht nur persönliche Schicksale, sondern auch das Erstarken rechter Kräfte aus einer feministischen Perspektive. Die Premiere findet am 13. Juni um 19 Uhr statt, mit einer weiteren Vorstellung am 14. Juni um 19 Uhr. Ort des Geschehens ist An der Markthalle 7, 09111 Chemnitz.
Ein weiteres Highlight ist das Musiktheater „Louise“, das im Opernhaus Chemnitz aufgeführt wird. Die Oper von Gustave Charpentier, die 1900 Premiere feierte und viele Jahre in Vergessenheit geriet, erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die aus ihrem behüteten, aber einengenden Elternhaus ausbrechen möchte, um ihre Träume zu verwirklichen. Regisseurin Rahel Thiel erhielt für ihre Detailgenauigkeit der Beziehungen positive Kritiken. Die Vorstellung ist am 8. Juni um 17 Uhr angesetzt und dauert 165 Minuten, inklusive einer Pause. Das Opernhaus liegt am Theaterplatz 2, 09111 Chemnitz.
Vergangenheit und Gegenwart
Ebenfalls in Chemnitz wird das Figurentheater „Versuch über meinen Großvater“ präsentiert. In diesem Stück widmen sich die beiden Künstlerinnen Gundula Hoffmann und Karen Breece der Rolle ihrer Vorfahren während der Nazi-Herrschaft. Sie recherchieren und teilen ihre Entdeckungen auf der Bühne, wobei sie besonders auf die Auswirkungen des Schweigens über die Taten der Vorfahren eingehen. In einer innovativen Inszenierung wird der Onkel in Form einer Puppe dargestellt. Die Aufführung ist für den 30. Mai um 20 Uhr im Spinnbau, Altchemnitzer Straße 27, 09120 Chemnitz angesetzt und dauert 70 Minuten ohne Pause.
Das Engagement für die Themen häusliche Gewalt und Frauenrechte ist nicht neu, sondern wurde erst über Jahrzehnte hinweg verstärkt. Die Existenz von Frauenhäusern, die Schutzsuchenden eine Zuflucht bieten, ist der Neuen Frauenbewegung der 1970er und 1980er Jahre zu verdanken. Anfang der 1970er Jahre war häusliche Gewalt in Deutschland noch kein öffentlich bekanntes Problem, und es fehlte an Begrifflichkeiten. Aktivistinnen setzten sich dafür ein, dass öffentliche Diskussionen über Gewalt gegen Frauen geführt werden und schufen Strukturen wie Frauenhäuser als geschützte Räume ohne Zutritt für Männer. 1974 wurde Deutschlands erstes autonomes Frauenhaus gegründet.
Schutz und Solidarität
Bis heute existieren rund 350 Frauenhäuser in Deutschland und 18 in der Schweiz, die wichtige Anlaufstellen für Betroffene von häuslicher Gewalt darstellen. Jedes Jahr steigen zur Weihnachtszeit die Fälle häuslicher Gewalt, und viele Frauen werden in den Einrichtungen aufgrund von Platzmangel abgewiesen. Diese Herausforderungen verdeutlichen die Notwendigkeit, weiterhin über häusliche Gewalt zu sprechen und für Frauenrechte einzutreten. 1997 wurde Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland schließlich zum Straftatbestand. Diese rechtlichen und gesellschaftlichen Fortschritte sind einer kontinuierlichen gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt gegen Frauen zu verdanken, die nach wie vor dringend notwendig bleibt.
Die bevorstehenden Veranstaltungen in Chemnitz und die historische Betrachtung der Frauenhausbewegung verdeutlichen, dass auch kulturelle Angebote eng verknüpft sind mit gesellschaftspolitischen Themen. In diesem Sinne ist Kunst nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein Medium, das Bewusstsein schafft und Diskussionen anstößt.