
Die Ostsee, ein beliebtes Reiseziel für deutsche Urlauber, bietet zahlreiche Strände, beeindruckende Natur und ein vielfältiges Wellness-Angebot. In den letzten Jahren hat sie sich zu einer der bevorzugten Urlaubsdestinationen entwickelt, so besuchten im Jahr 2022 etwa 1,4 Millionen Touristen die Ostsee-Inseln Rügen und Hiddensee. Eine besondere, aber umstrittene Attraktion ist die Ferienanlage Prora bei Binz. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen KdF-Komplex, dessen Geschichte für viele Reisende oft nur am Rande von Interesse ist. Derwesten.de berichtet, dass Prora von Urlaubern weitestgehend gemieden wird, was nicht verwunderlich ist, angesichts der schweren Geschichtslast, die der Ort trägt.
Ursprünglich wurde der KdF-Komplex am 2. Mai 1936 von der Nationalsozialistischen Organisation Kraft durch Freude geplant. Die beeindruckende Anlage, entworfen von Architekt Clemens Klotz, sollte 20.000 Menschen Platz bieten und verfügte über 10.000 einfach ausgestattete Zimmer, alle mit Meerblick. Die Baukosten wurden auf etwa 237 Millionen Reichsmark geschätzt, was heute rund 850 Millionen Euro entspräche. Doch der Zweite Weltkrieg verhinderte die Nutzung als Ferienanlage, die Bauarbeiten wurden 1939 gestoppt, nachdem nur der Rohbau fertiggestellt war. Stattdessen wurde das Gelände militärisch genutzt, unter anderem als Ausbildungsstätte und Lazarett. Ndr.de ergänzt, dass die Rote Armee 1945 Teile des Nordflügels sprengte, die jedoch nicht vollständig zerstört wurden.
Die wechselvolle Geschichte von Prora
Nach dem Krieg diente Prora als Kaserne für die Nationale Volksarmee (NVA) sowie zur Unterbringung von Heimatvertriebenen. Teile der Anlage wurden bis 1953 von der Roten Armee genutzt, bis die Bundeswehr 1990 die Kontrolle übernahm. 1992 wurde die Anlage aufgegeben, und ab 1993 war das Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich. 1994 erhielt Prora Denkmalschutz. In den folgenden Jahren wurden mehrere Museen und Ausstellungen ins Leben gerufen, die die Geschichte des Ortes dokumentieren, darunter das Dokumentationszentrum Prora aus dem Jahr 2000.
Obwohl Prora mittlerweile als Erholungsort anerkannt ist – eine Entscheidung, die 2018 getroffen wurde – haben die Besucherzahlen in den letzten Jahren abgenommen. Der Durchschnittspreis für Immobilien in Prora liegt laut „Immonet“ bei 5.741 Euro pro Quadratmeter. Geschäfte wie Cafés und Restaurants sind weiterhin aktiv, doch die touristische Erschließung bleibt hinter den Erwartungen zurück. Pläne für ein Familienhotel und ein Museum haben ins Stocken geraten, und im Jahr 2024 meldete das Prora-Zentrum Insolvenz an. Die meisten Blöcke der Anlage stehen leer, während einige Geschäftsinhaber, wie Mohammed Ali Abid, der Eis verkauft, und die Betreiber des Cafés „Patcus“, optimistisch bleiben und die freundliche Aufnahme durch die Gäste betonen.
Mit der Eröffnung einer Jugendherberge im Jahr 2011, die mit 100 Zimmern und 400 Betten die größte in Mecklenburg-Vorpommern ist, und der Sanierung einiger Teile der Anlage, wurde der Versuch unternommen, die touristische Attraktivität zu steigern. Doch die Mischung aus Geschichte, Eigentumsschutz und der Marine-Attraktivität zeigt, dass die Herausforderungen für Prora weiterhin bestehen.