Deutschland

Rostocker Heide am Limit: Tourismus gefährdet die grüne Oase!

Die Rostocker Heide, der größte geschlossene Küstenwald in Deutschland, erstreckt sich über mehr als 6000 Hektar und stellt das wichtigste Naherholungsgebiet der Hansestadt Rostock dar. Jährlich zieht dieses Waldgebiet rund 500.000 Besucher an, die seine natürliche Schönheit und Erholungsmöglichkeiten schätzen. Doch diese Beliebtheit hat ihre Schattenseiten: Forstamtsleiter Jörg Harmuth warnt vor einer touristischen Überlastung des Waldes. Im Forstbericht 2024 wird von einer starken Beanspruchung durch den zunehmenden Tourismus berichtet, insbesondere auf dem Ostseeküstenradweg, auf dem bereits 151.000 Radfahrer gezählt wurden, eine Steigerung zum Vorjahr. Dies führt zu Problemen für die Forstverwaltung, die Polizei und den Ordnungsdienst, die sich mit dem unangebrachten Verhalten einiger Besucher auseinandersetzen müssen. Dabei rückt auch der Klimawandel in den Fokus, der nicht nur zu einem Küstenrückgang, sondern auch zum Verlust von Waldfläche beiträgt. Laut svz.de werden jährlich etwa 31.100 neue Bäume in der Rostocker Heide gepflanzt, wobei 75% dieser Pflanzen Laubbäume sind. In den vergangenen zehn Jahren konnte eine natürliche Verjüngung von zehnmal so vielen Bäumen beobachtet werden.

Für den 1. November 2024 ist eine weitere Pflanzaktion im Revier Wiethagen geplant, bereits fast 3500 Naturbegeisterte nahmen an vorherigen Kampagnen teil. Der Zustand der Rostocker Heide zeigt eine Stagnation: Obwohl sich dieser nicht verschlechtert hat, gibt es Wachstumsprobleme bei Fichten und Buchen, während andere Baumarten wie Birken, Erlen, Tannen und Lärchen stabiler reagieren. Der aktuelle Baumbestand setzt sich aus 55% Laubbäumen und 45% Nadelbäumen zusammen, in der erheben sich 19 Nadelbaumarten und 44 Laubbaumarten. Bemerkenswert ist, dass fast 20% der Bäume älter als 120 Jahre sind, während 41% über 80 Jahre alt sind.

Biologische Vielfalt und Schutzgebiete

Die Rostocker Heide gilt als einer von 30 Hotspots für Biodiversität in Deutschland. Diese wertvolle Naturregion wurde seit 25 Jahren nach dem FSC-Standard (Forest Stewardship Council) zertifiziert und Rostock war die erste Kommune in den neuen Bundesländern, die 2000 nach diesen Standards zertifiziert wurde. Das gesamte Waldgebiet ist ein Landschaftsschutzgebiet, das verschiedene Naturschutzgebiete umfasst. Dazu zählen Heiligensee und Hütelmoor mit 540 Hektar, der Radelsee mit 218 Hektar sowie Schnatermann mit 54 Hektar.

Der Wald selbst ist ein Rest des einstigen Urwaldes, der von den Niederlanden bis Pommern reichte. Die Stadt Rostock kaufte bereits im Jahr 1252 das Gebiet von Borwin III. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden militärische Anlagen abgebaut, und nur einige Relikte wie Kanonenbunker wurden umgerüstet, um Fledermäusen als Winterquartier zu dienen. Das Erlebnisangebot für Besucher wird durch rund 61 km Hauptwegenetz für Wanderer und Radfahrer ergänzt, sowie durch verschiedene Gedenksteine, die an wichtige Persönlichkeiten und Ereignisse im Zusammenhang mit der Rostocker Heide erinnern.

Bewirtschaftung und Herausforderungen

Die Bewirtschaftung der Rostocker Heide obliegt dem Stadtforstamt Rostock, das die verschiedenen Forstreviere wie Schnatermann, Hinrichshagen, Torfbrücke und Wiethagen betreut. Trotz der Herausforderungen, die der Klimawandel und der Tourismus mit sich bringen, ist das Ziel klar: die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt und die nachhaltige Entwicklung des Waldgebiets. Die Besucherzahlen zeigen das Interesse an der Natur, aber um diese auch für zukünftige Generationen zu bewahren, sind ein verantwortungsvoller Umgang und gezielte Maßnahmen notwendig.

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