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Sonne über Şengal: Vortrag und spannende Einblicke in Lübeck!

Am 16. Mai 2025 fand im Lübecker Solizentrum die Auftaktveranstaltung der Vortragsreise „Sonne über Şengal“ statt. Diese Veranstaltung markiert den Beginn einer wichtigen Informationskampagne, die von einer internationalen Jugenddelegation organisiert wurde. Die Delegation plant, bis Mitte Juni rund 20 Städte in Deutschland zu besuchen, um über die gesellschaftspolitischen Entwicklungen und die Geschichte des Genozids an den Ezid:innen aufzuklären. Dieses Jahr jährt sich der geplante Genozid durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) zum zehnten Mal, der am 3. August 2014 begann und zu einem der dunkelsten Kapitel für die Êzîd*innen führte.

Die Berichte der Delegation zielen darauf ab, das Bewusstsein für die verheerenden Auswirkungen des Genozids zu schärfen und Spenden für den Bau eines Jugend-Sportzentrums in Südkurdistan zu sammeln. Die Ezid:innen sind eine der ältesten monotheistischen Religionsgemeinschaften der Welt und ihre Traditionen sind tief im kulturellen Gedächtnis verankert. Die Wissensüberlieferung erfolgt durch Lieder und Rituale, wobei die Farben Weiß und Schwarz symbolisch für Frieden und Trauer stehen.

Die Folgen des Genozids

Nach dem Überfall des IS in Şengal wurden Tausende von Menschen ermordet oder versklavt. Besonders betroffen waren Frauen und Kinder, die in die Fänge von Sklavenhaltern gerieten. Die Peschmerga der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) verließen die Region, was zur Ermordung von vielen Menschen führte. In der „Roten Schule“ wurden junge Frauen katalogisiert, verschleppt und zur Zwangsarbeit gezwungen. Der überwiegende Teil der Überlebenden floh unter extremen Bedingungen ins Şengal-Gebirge; viele starben auf der Flucht oder nahmen sich das Leben. Doch die Intervention der PKK und YPG/YPJ eröffnete einen Fluchtkorridor, der zahlreichen Menschen das Leben rettete.

Trotz der anhaltenden Gewalt, etwa durch türkische Armeeangriffe auf die Infrastruktur in Şengal, zeigen die Ezid:innen eine beeindruckende Resilienz. Sie haben begonnen, eine demokratische Selbstverwaltung aufzubauen, die von einem Konzept des demokratischen Konföderalismus inspiriert ist. Dies beinhaltet eine starke Betonung auf Geschlechtergerechtigkeit, Basisdemokratie und Selbstorganisation in den Gemeinden.

Politische Entwicklungen und Herausforderungen

Ein zentraler Aspekt der neu geschaffenen Struktur sind thematische Kommissionen, die sich mit den Bereichen Frauen, Bildung und Gesundheit auseinandersetzen. In diesem Kontext wurde der Autonomierat von Xanesor gegründet und der 5. Kongress der Autonomieräte fand im Jahr 2023 statt. Die Frauenbewegung TAJÊ sowie die organisierte Jugend spielen eine tragende Rolle in diesem gesellschaftlichen Fortschritt und tragen zu einem nachhaltigen Wandel bei.

Doch die Situation der Ezid:innen in Deutschland bleibt angespannt: Über 200.000 leben in der Bundesrepublik, viele von ihnen sind von Abschiebung bedroht. Darüber hinaus müssen sie sich der kritischen Rolle Deutschlands in den damaligen Geschehnissen bewusst sein, da mehr als 1.000 Deutsche sich dem IS anschlossen, während Waffenexporte an die Türkei die Angriffe auf Şengal unterstützen. Die Delegation fordert daher eine umfassende Verantwortung Deutschlands, sowohl in der Verfolgung der Täter als auch in der Unterstützung von Wiederaufbaumaßnahmen.

Die anhaltende Arbeit der Delegation und die Vorträge in Deutschland werden dazu beitragen, ein Bewusstsein für die Verfolgung und die Herausforderungen der Ezid:innen zu schaffen. Die Solidarität in der Diaspora hat sich als wichtiges Element im Kampf gegen religiöse Verfolgung und patriarchale Gewalt etabliert. Der nächste Vortrag über die Erfahrungen der demokratischen Revolution im Şengal wird am 7. Juni im Community Art Center in Mannheim stattfinden, wo der Dialog über vergangene und gegenwärtige Herausforderungen fortgesetzt wird.

Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie die Artikel von anfdeutsch.com und indymedia.org besuchen.

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