
Die Reisesaison steht vor der Tür, doch ein Trend in den sozialen Medien wirft Fragen zur Reisebereitschaft auf: TikTok-Reisewarnungen raten dazu, zu Hause zu bleiben. Ein Kommentar von einem Einheimischen in St. Pölten beschreibt die Stadt als wenig attraktiv. Der Influencer Kilian Kroh hat dazu auf TikTok verschiedene Reisewarnungen veröffentlicht, die zahlreiche Nutzer stark beeinflussen.
Die Meinungen über beliebte Reiseziele sind negativ. Nutzer berichten beispielsweise von Jesolo, dessen Strand als „hässlich“ und das Meer als stinkend beschrieben wird. Rimini hat einen traumatisierten Nutzer hinterlassen, während Bibione durch teures Essen und viele österreichische und deutsche Touristen negativ auffällt. Auch Paris wird als „abgeranzt hoch 10“ und mit einem Rattenproblem kritisiert. In Lissabon sorgen hohe Hügel für anstrengende Fußwege, während Gran Canaria als vertrocknet und braun wahrgenommen wird. Wetter und Geografie sind auch in Madeira ein Thema, wo täglicher Regen und enge Straßen den Spaß verderben. Nutzer äußern zudem Magenprobleme wegen der bulgarischen Küche und berichten von unfreundlichen Menschen sowie schlechtem Essen auf Rhodos. Ein besonders drastischer Bericht stammt aus Australien, wo ein Nutzer von einem Känguru verletzt wurde und in die Notaufnahme musste.
Die Flut der sozialen Medien und ihre Risiken
Parallel zu diesen Reisewarnungen nimmt die Anzahl der Influencer, die für Klicks und Likes auch gefährliche Reisen auf sich nehmen, drastisch zu. Ein Beispiel ist der Youtuber Mykhailo Polyakov, der auf die verbotene indische Insel North Sentinel reiste, um Kontakt zu einem isolierten Stamm aufzunehmen. Er hinterließ eine Cola-Dose als „Geschenk“, was von Menschenrechtsorganisationen wie Survival International als rücksichtslos kritisiert wurde. Caroline Pearce äußerte, dass Polyakov dadurch potenziell das Leben des Stammes gefährdete.
Auch Joshua Allgeier, ein deutscher Reiseblogger, geriet in Nigeria in eine gefährliche Situation, als eine Gang versuchte, ihn zu entführen. Neben Allgeier ist Marinus Obermair ein weiterer deutscher Influencer, der ohne Geld durch den Darién Gap in Mittelamerika wandert. Diese Region gilt als extrem gefährlich.
Abenteuer oder Inszenierung?
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten rät dringend von Reisen nach Nigeria und Nordkorea ab, wo viele Influencer auch Inhalte generieren. Einige europäische Influencer nahmen am Pjöngjang-Marathon teil, was die Risiken solcher Reisen verdeutlicht. Victorias Rose Waldrip inszenierte sogar eine Gefahrenlage in Nigeria, um Aufmerksamkeit zu erlangen, während Addison Pierre Maalouf während eines Interviews mit einem Gang-Anführer in Haiti entführt wurde. Ebenso erlebte der Influencer Ben Frier eine Ausnahmesituation in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban.
Der Einfluss von extremen Inhalten in der heutigen Content-Flut wird von Sarah Schmid von der Agentur Kingfluencer hervorgehoben. Sie erklärt, dass solche Inhalte mehr Aufmerksamkeit erzeugen, warnt jedoch, dass viele dieser Abenteuer gut inszeniert oder manipuliert sind und die Sicherheitsvorkehrungen oft verborgen bleiben. In Anbetracht der Vielzahl negativer Erfahrungen und gefährlicher Abenteuer, scheinen viele Nutzer zu der abschließenden Überlegung zu kommen: Es wäre besser, die Koffer zu Hause zu lassen.
Die Presse berichtet über die aktuellen Diskussionen zur Reisebereitschaft, während 20 Minuten die Risiken und Trends bei Influencer-Reisen thematisiert.