Ramen-Boom in Japan: Kulinarisches Glück oder Pleiten-Krise?

Ramen-Boom in Japan: Kulinarisches Glück oder Pleiten-Krise?
Yokohama, Japan - Die Ramen-Gastronomie in Japan hat im Geschäftsjahr 2024 ein historisches Hoch erreicht. Laut Informationen von Sumikai beträgt das Marktvolumen des Sektors rund 7.900 Milliarden Yen, was etwa 45,8 Milliarden Euro entspricht. Dies stellt einen bemerkenswerten Anstieg von 56 Prozent im Vergleich zum Geschäftsjahr 2014 dar. Der Boom in der Ramen-Branche wird vor allem durch die Rückkehr internationaler Touristen sowie die gestiegene Beliebtheit bei den Einheimischen begünstigt.
Die umsatzstärksten 50 Unternehmen im Ramen-Segment betreiben schätzungsweise 6.200 Filialen, was einen neuen Höchststand darstellt. Besonders herausstechend ist die „Iekei-Ramen“-Kette, die ihren Ursprung in Yokohama hat und kräftige Brühen auf Schweineknochenbasis mit Sojasauce kombiniert. Um dem großen Andrang gerecht zu werden, haben einige Restaurants Eintrittskarten eingeführt.
Kosten- und Preisdruck
Trotz des Wachstums sieht sich die Ramen-Branche jedoch erheblichem wirtschaftlichen Druck ausgesetzt. Anstieg der Herstellungskosten für Zutaten und Energie belasten vor allem kleine, individuell geführte Ramenläden. Laut einem Index liegt der Ramen-Rohstoffindex für 2024 bei rund 129 Punkten, wobei der Kostendruck die Betreiber dazu zwingt, ihre Preise zu erhöhen. Insbesondere in zentralem Tokio kosten Ramen oft über 1.000 Yen, während viele Shops traditionell bei Preisen zwischen 600 und 800 Yen lagen.
Eine Umfrage von Restaurant News Tokyo hat zudem einen Anstieg der Insolvenzen von Ramen-Shops dokumentiert. Im Zeitraum von Januar bis Juli 2024 wurden 49 Bankrotte registriert, was eine fast Verdopplung im Vergleich zu 53 Fällen im Vorjahr darstellt. Die Prognosen deuten darauf hin, dass die Zahl der Insolvenzen möglicherweise über 100 Fälle jährlich erreichen könnte, was ein Rekordhoch seit 2020 würde.
Preisanstieg und Zutatenkosten
Die Hauptgründe für diese Entwicklungen liegen in den steigenden Kosten für wichtige Zutaten. So stiegen die Preise für Schweinefleisch und Backfett um fast 20 Prozent im Jahresvergleich, wodurch die wirtschaftliche Belastung für die Ramen-Restaurants weiter zunimmt. Zudem belasten steigende Energiekosten, da Ramen-Shops ihre Brühe oft 24 Stunden erhitzen müssen, die Betriebsausgaben erheblich.
Der Preisindex für Ramen-Zutaten lag im Juni 2024 bei 113,5, was im Vergleich zum Durchschnitt von 2022 einen weiteren Rückgang darstellt. Bedenken über die Erhaltung der Ramen-Kultur wachsen, und es wird zunehmend notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Qualität aufrechtzuerhalten und einen „fairen Preis“ für die Verbraucher zu finden.
Insgesamt zeigt sich ein komplexes Bild der Ramen-Industrie in Japan: Während der Boom durch touristisches Interesse und die Expansion erfolgreicher Ketten beflügelt wird, stehen viele kleinere Anbieter unter Druck, was zu einer steigenden Zahl von Insolvenzen führen könnte.
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Ort | Yokohama, Japan |
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