
Im Meer schlummern faszinierende Schätze: Mangan, Nickel, Kobalt und Kupfer, gebunden in Form von Manganknollen, warten auf ihre Entdeckung. Diese Mineralien sind aufgrund ihrer Verwendung in modernen Technologien, insbesondere in Batterien für Elektroautos und Windenergieanlagen, von außerordentlichem Wert. Die Möglichkeit, diese Rohstoffe in der Tiefsee zu ernten, weckt Begehrlichkeiten und ist Gegenstand aktueller Forschungen.
Aktuell findet an Bord der Forschungsexpedition „Island Pride“ eine tiefgreifende Analyse der möglichen Umweltauswirkungen des Rohstoffabbaus statt. ARTE-Reporter Michael Stocks und sein Kameramann begleiten die Unternehmung als einziges Filmteam und dokumentieren die Erprobung einer großen Unterwasser-Erntemaschine, die darauf abzielt, den Meeresboden effizient zu bearbeiten. Dabei wird jedoch auf die Kontroversen hingewiesen, die von verschiedenen Wissenschaftlern geäußert werden. Viele Forscher befürchten, dass der Abbau der Manganknollen die empfindliche marine Ökologie ernsthaft stören könnte, was in der Fachwelt und darüber hinaus zu hitzigen Diskussionen führt.
Die Debatte um Rohstoffe aus dem Meer
Weltweit gibt es unterschiedliche Ansätze zum Thema Tiefseebergbau. Während Deutschland, das in der Clarion-Clipperton-Zone zwischen Hawaii und Mexiko ein Lizenzgebiet besitzt, ein Moratorium für den Tiefseebergbau ausgesprochen hat, um die ökologischen Konsequenzen zu erforschen, stehen viele andere Länder und Unternehmen solchen Restriktionen skeptisch gegenüber. Laut Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe könnte Deutschland durch die Ausbeutung dieser Bodenschätze 6% des Kupferbedarfs, 51% des Nickelbedarfs und sogar 80% des Kobaltbedarfs decken.
Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) plant, im Sommer Regularien für den Tiefseebergbau festzulegen. Dies geschieht im Kontext eines wachsenden Interesses, da über 20 Mitgliedsstaaten der ISA, ebenso wie große Unternehmen wie BMW, Google, Samsung und Volvo, ein gemeinsames Interesse am Rohstoffabbau im Ozean bekunden. Währenddessen hat Japan bereits Lizenzen erworben und plant den Abbau seltener Elemente in seiner Wirtschaftszone, was potenziell bedeuten könnte, dass das Land seine Rohstoffversorgung für Jahrzehnte sichern kann. Japan befürwortet kein Moratorium und verfolgt daher eine aggressive Ausbeutung seiner Meeresressourcen.
Die Lage in Tonga
Der Inselstaat Tonga zeigt ebenfalls ambivalente Ansichten zum Tiefseebergbau. Die Regierung kooperiert mit einem Unternehmen, um die Möglichkeit des Abbaus von Manganknollen auszuschöpfen, um den maroden Haushalt zu sanieren. Fischer in der Region äußern jedoch Bedenken und fürchten, dass dies negative Auswirkungen auf den Fischbestand und die touristische Walbeobachtung haben könnte. Ein zivilgesellschaftliches Forum fordert gar ein Verbot des Tiefseebergbaus, während der Geologische Dienst in Tonga die wirtschaftlichen Chancen sieht. Tonga könnte bis zu 2,50 US-Dollar pro gehobene Tonne Manganknollen verdienen, mit einem potenziellen Abbau von bis zu drei Millionen Tonnen jährlich.
Die Debatte um den Tiefseebergbau hält nicht nur Forscher, Regierungen und Unternehmen in Atem, sondern stellt auch die Frage nach dem Gleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und Umweltschutz: Wie viel sind wir bereit, für unsere Rohstoffe zu riskieren, und welche Zukunft möchten wir für die Meere gestalten? Eine Antwort darauf steht noch aus, während die Expedition „Island Pride“ der Natur auf den Grund geht.
Weitere Informationen sind verfügbar unter Prisma und Tagesschau.