
In Afghanistan findet ein bemerkenswerter Wandel im Bereich Tourismus statt, trotz der anhaltend strengen politischen Bedingungen unter der Taliban-Regierung. Somaya Moniry, eine afghanische Tourismusunternehmerin, startet ihre Tour vor einer hellblauen Haustür und zeigt ausländischen Touristinnen die Seiten des Landes, die oft von der westlichen Berichterstattung überlagert werden. Ihr Programm umfasst unter anderem Taekwondo-Training, geleitet von einer afghanischen Trainerin, in einer Turnhalle, in der zwanzig junge Frauen aktiv sind. Diese Frauen, die Taekwondo-Anzüge und Kopftücher tragen, stellen ein gewisses Maß an Selbstbestimmung dar, auch wenn der Frauen- und Mädchen-Sport in Afghanistan stark eingeschränkt ist. FAZ.net berichtet, dass Moniry die Genehmigung des Tourismusministeriums in Kabul eingeholt hat, um solche Touren zu organisieren, was einen erstaunlichen Schritt darstellt.
Die Taliban wollen durch die Förderung des Tourismus sowohl Devisen ins Land bringen als auch ihr internationales Image verbessern. Ausländische Touristinnen werden am Flughafen mit einem „Willkommen in Afghanistan“ empfangen, müssen sich jedoch beim Geheimdienst registrieren. Moniry hat den Mut, ihre Heimat zu zeigen, und bietet Einblicke in das Leben abseits von Konflikten. Dazu gehört auch der Besuch eines Heiligenschreins, wo Frauen an Frauentagen zusammenkommen.
Sport für Frauen und Mädchen
Die Situation für Frauen und Mädchen in Afghanistan bleibt jedoch kritisch. Nach der Machtübernahme der Taliban sind Frauen vom Sport weitgehend ausgeschlossen. So trainiert die afghanische Mädchen-Fußballnationalmannschaft inzwischen in Portugal, nachdem die Spielerinnen im September 2021 mit ihren Familien aus Afghanistan gerettet wurden. Deutschlandfunk erläutert, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) der Taliban-Regierung auferlegt hat, weibliche Athleten zu unterstützen, andernfalls drohe der Ausschluss Afghanistans von internationalen Wettbewerben. Friba Rezayee, die erste afghanische Olympionikin, zieht in ihrer Kritik ein hartes Fazit über die Nachsicht des IOC und fordert einen sofortigen Ausschluss.
Die Taliban erlauben weiterhin Männern den Zugang zu Sport, während Frauen in dieser Hinsicht stark benachteiligt sind. Für viele afghanische Frauen wird Sport als lebensgefährlich angesehen, was es noch schwerer macht, soziale Freiräume zu finden. Einige Athletinnen haben das Land verlassen, während andere von ihrem Sport-Talent nichts mehr haben wollen und ihre Auszeichnungen verbrannt haben. Moniry hingegen gibt den Frauen mit ihren Touren und Angeboten einen Raum, sich zu zeigen und aktiv zu sein, auch wenn der Zugang zu Parks und Freizeitorten stark eingeschränkt ist.
Die FIFA steht in der Kritik, weil sie keinen Schritt unternimmt, um den Ausschluss der Frauenfußballmannschaft zu verhindern. Frauen dürfen in Afghanistan keine Nationalparks und Sehenswürdigkeiten besuchen, während Touristen aus dem Ausland willkommen sind. Trotz aller Widrigkeiten sind die Bemühungen vieler afghanischer Frauen, ihre Rechte zu verwirklichen, unerhört stark, und Moniry gibt denjenigen unter ihnen, die dennoch einen Schritt nach vorn machen möchten, eine Stimme und Sichtbarkeit. Die steigenden Besucherzahlen unter den ausländischen Touristen – 8414 im Jahr 2024, was einen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren darstellt – zeigen, dass es Interesse an der kulturellen Vielfalt Afghanistans gibt, selbst unter den gegenwärtigen politischen Realitäten.
Die Situation in Afghanistan bleibt komplex. Aktive Stimmen wie die von Somaya Moniry und Friba Rezayee sind entscheidend, um sowohl den internationalen Dialog aufrechtzuerhalten als auch den geforderten Raum für Binnenaktivitäten von Frauen zu schaffen.