
Ibiza steht im August zunehmend unter dem Druck des Massen-Tourismus. Die ungelösten Probleme, die mit dem Besucheransturm einhergehen, sind augenfällig. Immer mehr Touristen, die die malerische Insel ansteuern, führen nicht nur zu einer Überlastung der Infrastruktur, sondern auch zu ernsthaften Versorgungsengpässen. Die Meerwasser-Entsalzungsanlagen sind zwar im Vollbetrieb, dennoch bleibt Trinkwasser eine kostbare Ressource. Besonders in der Wohnanlage in Jesús waren fast 50 Häuser tagelang ohne Wasser, was die Misere der Infrastruktur deutlich macht. In Reaktion auf die Situation hat die Gemeinde Santa Eulària 50 Briefe an Hotels und Betriebe versendet, um diese auf den übermäßigen Wasserverbrauch aufmerksam zu machen. Laut festgelegter Regel dürfen lediglich 250 Liter Wasser pro Person und Tag verbraucht werden.
Die Gemeinde hat sogar mit einer Reduzierung des Wasserzuflusses gedroht, falls der Verbrauch zu hoch bleibt. Das Problem ist, dass es äußerst schwierig ist, den Wasserverbrauch in Hotels und privaten Haushalten zu kontrollieren. Viele Hotels vernachlässigen eine effiziente Nutzung, indem sie Rasenflächen bewässern, während gleichzeitig tausende Liter Wasser aufgrund maroder Leitungen versickern. Ein weiteres großes Problem, das durch den Massentourismus verstärkt wird, ist die Verkehrssituation auf Ibiza. Die Straßen sind überfüllt, besonders im August, wo sich gefährliche Überholmanöver häufen.
Politische Maßnahmen und Versprechen
Trotz der offensichtlichen Herausforderungen wurden die politischen Versprechen zur Begrenzung des Massen-Tourismus bisher nicht umgesetzt. Die hohe Anzahl an Touristen führt nicht nur zu vollen Straßen, sondern auch zu steigenden Preisen für die Insulaner. Ibiza ist nicht allein mit diesen Problemen; vergleichbare touristische Gebiete wie Kroatien, Venedig und Barcelona kämpfen ebenfalls gegen die negativen Auswirkungen des übermäßigen Tourismus.
In ganz Europa, insbesondere in Südeuropa, nimmt der Tourismus weiterhin zu. Im Jahr 2023 besuchten über 85 Millionen internationale Touristen Spanien, und die bisherigen Zahlen für 2024 belegen bereits 42,5 Millionen Touristen im ersten Halbjahr. Dies führt zu Protesten von Einheimischen, die in Städten wie Athen und Barcelona angesichts des Massentourismus auf die Straße gehen.
Reaktionen und Lösungen in anderen Regionen
Barcelona plant, bis 2029 alle Ferienwohnungen abzuschaffen, um mehr Wohnraum für die Einheimischen zu schaffen. Auch auf Teneriffa werden Proteste laut, da der expansive Tourismus die Mietpreise in die Höhe treibt und die Umwelt belastet. In Venedig erhebt man seit April 2024 eine Gebühr von 5 Euro für Tagesbesucher, während in Griechenland Investitionen in Höhe von 2 Milliarden Euro in Klimaschutz und nachhaltigen Tourismus fließen.
Dubrovnik in Kroatien hat bereits Maßnahmen ergriffen, um die Anzahl der anlegenden Kreuzfahrtschiffe zu begrenzen und verbietet Ferienwohnungen in Mehrfamilienhäusern. Kopenhagen fördert Initiativen für nachhaltigen Tourismus, wie „GreenKayak“ und „CopenPay“. Es zeigt sich, dass es zwar Ansätze gibt, um den Herausforderungen des Massentourismus zu begegnen, eine klare und umfassende Lösung bleibt jedoch vielerorts weiterhin aus. Ibiza ist ein Beispiel dafür, wie der wachsende Druck durch touristische Aktivitäten sowohl eine bedeutende Einnahmequelle als auch eine erhebliche Belastung darstellen kann.