
Die Celler Hotelbranche zeigt sich besorgt über die geplanten Entwicklungen im Nordwall-Areal. Susanne Ostler, Senior-Chefin des Hotels „Celler Tor“ und beratendes Mitglied der DEHOGA Niedersachsen, äußerte im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Stadtmarketing ihre Unruhe und forderte mehr Transparenz. Nach Informationen von Celler Presse gibt es noch viele offene Fragen zu den Plänen für ein fünfstöckiges Hotel mit 98 Zimmern und gastronomischem Angebot im Erdgeschoss, das bereits vor vier Jahren von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft „allerland“ vorgestellt wurde.
Das Gelände gehört einer Tochtergesellschaft der Stadt, die es an einen Investor veräußern möchte. Der damalige Interims-Geschäftsführer, Thomas Edathy, hatte im Oktober 2023 bekannt gegeben, dass die Gesellschaft nicht selbst bauen wird. Trotz mehrfacher Veränderungen in der Unternehmensführung, darunter die fristlose Entlassung des Geschäftsführers Manfred Lork, sind bislang keine Fortschritte auf dem Baufeld zu verzeichnen. Dies hat nicht nur zu Verunsicherung in der Branche geführt, sondern auch Bedenken ausgelöst. Ein weiteres Hotel könnte den bereits bestehenden Negativ-Trend in der Preisstruktur der Celler Hotels verstärken, warnte Ostler.
Bedenken der Branche
Die Diskussion über das geplante Hotel wird von Sorgen um die Konkurrenz für lokale Betriebe begleitet. Besonders der bevorstehende eröffnungs von „Hampton by Hilton“ im Juni 2024 wird als Bedrohung für die bestehende Hotel- und Gastronomiebranche wahrgenommen. Ostler kritisiert, dass Celle nicht über die notwendige industrielle Grundlage verfügt, um Gäste in die Stadt zu bringen, und dass die Etablierung reiner Hotelbetriebe kaum Arbeitsplätze schafft. Dr. Jörg Rodenwaldt, ein Mitglied des Ausschusses, teilte diese Befürchtungen und forderte klare Antworten bezüglich der neuen Hotelpläne. Die nächsten Sitzungen sollen sich ausführlicher mit diesen Themen befassen, wobei auch der aktuelle Geschäftsführer von „allerland“, Lasse Laging, eingeladen wird.
In einem weiteren Kontext zeigt eine Blitzumfrage des DEHOGA Niedersachsen, dass die Hotellerie und Gastronomie in der Region derzeit mit erheblichen Herausforderungen kämpft. Trotz der seit dem 10. Mai 2021 erlaubten Außengastronomie haben nur 31% der Betriebe geöffnet. Wie das Magazin Hotelier berichtet, blieben 69% geschlossen, da diese auf Unrentabilität und Schwierigkeiten mit der Negativtestpflicht zurückzuführen sind. Den Betrieben wurde zusätzlich die neue Testpflicht zur Last gelegt, die von Detlef Schröder, dem Präsidenten des DEHOGA Niedersachsen, stark kritisiert wird.
Marktentwicklung und Zukunftsaussichten
Die wirtschaftliche Lage zeigt einige beunruhigende Trends. Rund 61% der geöffneten Betriebe erfüllten nicht die Umsatzerwartungen, und nur 10% konnten bessere Ergebnisse erzielen als prognostiziert. Bei touristischen Übernachtungen waren lediglich 33% der Betriebe geöffnet, von denen nur 0,5% die Umsätze übertrafen. Trotz dieser Herausforderungen rechnen über 80% der geöffneten Betriebe mit gleichbleibenden oder steigenden Umsätzen über das bevorstehende Pfingstwochenende, wobei 37% sinkende Umsätze befürchten.
Die Branche blickt sorgenvoll in die Zukunft. Zwei Drittel der Betriebe im Bereich touristische Beherbergung erwarten einen Rückgang der Umsätze zum Pfingstfest. Die notwenige Unterstützung von öffentlicher Seite wird daher dringlich gefordert, um der Branche unter die Arme zu greifen und die touristische Nachfrage in Niedersachsen zu stimulieren.